Als ich am Morgen des 26. Mai zur Untersuchung zum Arzt musste, war ich kurz davor aufzugeben. Bereits in den Tagen zuvor bahnte sich das Unheil an, am Montagmorgen konnte ich dann endgültig nicht mehr.
In den vergangenen drei Tagen habe ich die erste Talwanderung hinter mich gebracht. Eigentlich fing alles ganz harmlos an und eigentlich ging es mir die ganze Zeit auch den Umständen entsprechend gut.
Ich nehme Tropfen gegen die Nebenwirkungen von den Tabletten, die ich gegen die Nebenwirkungen von der Spritze nehme, die ich mir gegen die Nebenwirkungen von dem Gift der Chemotherapie geben muss.
Ich bin ein Mensch, der gerne die Kontrolle hat, immer und über alles. So entschloss ich mich dann auch, am kommenden Wochenende, wenn das darkinchen wieder zu Besuch ist, mein Kopfhaar abzurasieren, egal ob es schon ausfällt oder nicht.
Bei meinem ersten Klinikaufenthalt schon habe ich beschlossen, dass mein Tumor einen Namen braucht. Immerhin müssen wir noch mindestens ein halbes Jahr miteinander klarkommen.
Das ist wohl eine Nebenwirkung von der Chemo. Zytostatika, die schnellwachsende Zellen bekämpfen sollen, machen keinen Unterschied zwischen gut und böse.
Um 05:12 Uhr wurde ich wach, um 06:23 Uhr torkelte ich schlaftrunken zur Toilette, um 06:35 positionierte sich der Kater vor der Badezimmertüre, zunächst beobachtend, wenige Minuten später sein morgendliches Kampfgebrüll anstimmend.
Meine Haare müssten dringend geschnitten werden. Aber da gibt es ein paar Probleme, die mich davon abhalten.
Ich kann mich immer noch nicht so gut bewegen.
Diese vier Buchstanden standen auf meiner Einweisung in die Klinik. Ausgeschrieben nennt man das Sentinel-Lymphknoten-Biopsie. Auch diese gilt - wie alles, was bisher mit mir geschah - nur der Diagnostik und der Vorbereitung zur Behandlung.
Wie erwartet, hat die Stanzbiopsie die Röntgendiagnose bestätigt.
Und natürlich bringt das alles auch wieder einen dieser typischen dark*-Zufälle mit sich, die mein Leben aus irgendeiner unerschöpflichen Quelle für mich bereit hält: Hatte ich den Gynäkologen ja unter anderem danach ausgesucht, dass er Belegbetten in einem Krankenhaus betreut und selbst operiert, so verkündet er mir letzten Donnerstag, dass er diese Tätigkeit zum 31.
In letzter Zeit bin ich ein wenig neben der Spur und noch weniger kommunikativ als sonst. Meine wenigen Sozialkontakte werden es vielleicht bemerkt haben.