Unsere bisherigen Smartphones waren mehrere Jahre alt und sind mit unseren Nutzungsgewohnheiten immer öfter an ihre Grenzen gestoßen. Und außerdem habe ich die Nase voll von zig Trackern und Datensammlern und all den unangenehmen Gesellen, die das Online-Leben so schrecklich unfrei und unerquicklich machen. Also musste eine Alternative her und die bilde ich mir ein in GrapheneOS, einem googlefreien Android, gefunden zu haben. Des Weiteren habe ich eine neue Reiseschreibmaschine in Form eines Tablets bekommen.
Absurderweise läuft ein googlefreies Betriebssystem nur auf Googlegeräten. Da die Kamera der Pixel-Geräte zudem überall so wahnsinnig gelobt wird, hatte ich ohnehin schon in Betracht gezogen, die Technik des Endgegners in Haus zu holen. Und wenn man sie ohne Google benutzen kann - um so besser! Den Herrn Lebensabschnittsgefährten überzeugte mein Wunsch ebenfalls und er weckte auch bei ihm Begehrlichkeiten. So kam es, dass wir diesen Monat gleich zwei Google Pixel kauften, eines in Blau für den Mann und eins in Grau für mich.
Wir waren nun also zwei bis drei Tage damit beschäftigt, die neuen Smartphones einzurichten. Bekanntlich ist das ja immer ein übelstes Gewese und Gewürge, bis wieder alles so ist, wie man das haben möchte. Und mit den ganzen Einschränkungen, die ein wirklich datenschutzfreundliches System mit sich bringt, ist alles nochmal deutlich komplizierter und man muss sich intensiv mit der Materie auseinandersetzen. Aber glücklicherweise ist der Mann da vom Fach und gemeinsam haben wir das ganz gut hinbekommen.
Nun sollte man ja meinen, zwei identische Smartphones mit dem identischen System, den überwiegend gleichen Apps und nahezu identisch konfiguriert sollten auch gleich gut (oder schlecht) funktionieren. Aber mein Leben wäre ja nicht mein Leben, wenn es sich nicht wie mein Leben aufführen würde.
Während beim Mann sich die Smartwatch nach jedem Trennen (z.B. durch Raumwechsel, Neustart usw.) wieder brav mit dem Smartphone verbindet, ist das bei mir bisher immer ein Krampf gewesen, der teilweise darin gipfelte, die App zu deinstallieren und neu zu installieren und alle Einstellungen erneut vorzunehmen usw. Auch hier haben wir beide das gleich Modell. Ähnliche Probleme hatte ich übrigens anfangs auch mit dem Vorgänger-Smartphone, was ein Samsung ist. Auch da dauerte es eine ganze Weile, bis die Kommunikation zwischen Uhr dund Smartphone problemlos funktionierte. Gestern habe ich einen letzten verzweifelten Versuch gestartet und noch einmal alles neu gemacht: App deinstalliert und Smartphone neu gestartet. Gleichzeitig die Uhr neu gestartet, was sie zurücksetzt. Anschließend die beiden wieder verbunden und seither funktioniert es zwar noch nicht reibungslos, aber es herrscht eine Art Waffenstillstand. Ab und zu muss ich nachhelfen (App starten, Uhr einschalten), dann synchronisieren die Daten (Schrittzähler z.B.), aber immerhin beschäftigt mich das nicht jeden Vormittag aufs Neue stundenlang.
Wir haben hier bei uns zuhause zwei WLANs, 5 GHz und 2,4 GHz. Dank der Betonwände ist das so eine Sache mit der WLAN-Abdeckung in der ganzen Wohnung, im Arbeitszimmer ist es nicht überall erreichbar. Zumindest für den Mann. Für mich ist es im Arbeitszimmer gar nicht erreichbar. Das betrifft allerdings nur das 5-GHz-Netz, das andere kann auch ich im Arbeitszimmer erreichen. Warum das so ist, haben wir nicht weiter versucht herauszufinden, wir leben jetzt einfach damit.
Die viel gelobte Kamera des Pixels sehe ich etwas zwiespältig. Positiv ist für mich durchaus, dass sie meinen Tremor bestens ausgleicht und ich auch noch scharfe Bilder machen kann, wenn wir mit dem Auto irgendwelche holprigen Pisten entlang fahren. Und der Zoom der Kamera ist bombastisch. Der digitale Zoom geht bis 30 und man kann auf den Bildern tatsächlich noch ganz gut das Motiv erkennen. Was mir allerdings nicht gefällt, sind die Farben. Als ich nach besseren Kamera-Smartphones gesucht habe, fiel mir schon auf, dass die Wahl für mich bei den Top-Geräten eigentlich nur zwischen kitschig-bunter Bonbon-Samsung-Welt und der Kühle der Google-Pixel-Geräte fallen wird. Und auf Samsung habe ich aus verschiedenen Gründen keinen Bock mehr. Also lebe ich jetzt damit.
Das Display wurde in diversen Testberichten als “eines der besten Displays am Markt” angepriesen. Öhm. Also im direkten Vergleich fühlt sich das gesamte Smartphone aber gerade auch das Display meines Vorgänger-Handys, das gerade mal ein Drittel des Pixel-Preises gekostet hat, deutlich wertiger an. Beim Pixel habe ich die ganze Zeit das Gefühl, auf billigem Plastik rumzutippen. Die Akustik unterstreicht das. Ein wenig besser ist es, seit wir das Schutzglas angebracht haben. Zwar beziehen sich die Bewertungen auf Schärfe und Helligkeit aber die Haptik gehört für mich definitv dazu. Und das fühlt sich nunmal billig an.
Was sich anfangs ziemlich katastrophal anfühlte, ist die Anordnung der Power- und Lautstärkentasten. Bei beiden Vorgängergeräten war die Powertaste auf der rechten Seite mittig angebracht, die Lautstärkentasten darüber. Irgendjemand bei Google hielt es für eine tolle Idee, das umgekehrt zu machen. Verwirrung pur. Mittlerweile haben wir uns aber so sehr daran gewöhnt, dass wir bei den alten Smartphones jetzt die Knöpfe an der falschen Stelle suchen.
Nach knapp einer Woche liefen die Geräte soweit brauchbar und wir widmeten uns dem Tablet. Seine Hauptfunktion wird die einer Reiseschreibmaschine sein. Das Gerät ist klein und platzsparend aber groß genug, um damit bloggen und arbeiten zu können. Im Moment ist es noch etwas holprig mit diversen FOSS-Anwendungen meinen Blog mit Inhalten zu füllen, aber da bin ich optimistisch, dass dies im Laufe der kommenden Reise schon werden wird.
Am Tablet habe ich tatsächlich wenig auszusetzen, das fühlt sich auch wertiger an als die Smartphones, hat eine gute Größe und liegt gut in der Hand. Verbindungsprobleme gab es anfangs auch hier, nämlich mit der Bluetooth-Tastatur, die ich schon seit ewigen Zeiten besitze. Die kann man mit insgesamt drei Geräten koppeln. Am ersten Tag schaltete sie sich ständig ab und musste sich neu verbinden, jetzt läuft sie einwandfrei, ohne dass irgendjemand hier irgendetwas geändert hätte. Muss ich nicht verstehen.
Neue Geräte ziehen einen gewissen Rattenschwanz an neuem Zubehör hinter sich her. Smartphone ohne Glas-Schutz und dicker Hülle drumrum geht bei mir und meinem Ungeschick gar nicht. Außerdem brauche ich auch immer eine Handschlaufe. Das Tablet benötigt natürlich auch eine Hülle. Und dann war auch noch die Saugnapfhalterung fürs Auto an Altersschwäche gestorben. Plastik bleibt zwar ewig auf dem Planeten aber leide nur sehr kurze Zeit davon wirklich nutzbar. Und eine neue Halterung für die Lüftungsschlitze musste auch noch her.
Dafür waren wir übrigens im Mediamarkt. Da waren wir schon seit Jahren nicht mehr. Und da gehen wir auch so schnell nicht wieder hin. Preise stimmen nicht mit denen an der Kasse überein, Artikel teilweise völlig veraltet oder nicht auffindbar, Verkäufer stets bemüht und alles unordentlich und ramschig dort. Und teuer.
Auch wenn manches vielleicht etwas negativ klingt, bin ich keineswegs so gestimmt (mit Ausnahme vom Mediamarkt, das ist noch nett formuliert). Insgesamt bin ich zufrieden mit den neuen Geräten und bin ziemlich sicher, dass sie mehrere Jahre meine treuen Begleiter sein werden. Und ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich schreibe, dass es dem Herrn Lebensabschnittsgefährten ebenso geht. Google gibt sieben Jahre Update-Garantie. Da es sich um die Vorjahresmodelle handelt, sind es jetzt dann wohl noch sechs Jahre.
Schaung ma moi, dann seng mas scho.