FĂŒr Anfang Oktober war endlich der Termin zur Kontroll-Bronchoskopie angesetzt, ich konnte es kaum erwarten. Ende September bereits nahm ich die letzten Tabletten meiner einjĂ€hrigen Kur gegen die Mykobakterien, die in meiner Lunge ihr Unwesen trieben.
Im September 2023 begann ich mit der Behandlung, die ziemlich krasse Nebenwirkungen hatte. OberflĂ€chlich betrachtet ging es mir zwar ganz okay, der Magen hat problemlos mitgemacht und auch die hĂ€ufigen Nebenwirkungen, die die Augen und das Herz betreffen, sind ausgeblieben. DafĂŒr war ich jetzt ein Jahr lang dauerschlapp, nachdem ich zuvor ja schon ein Jahr lang dauerschlapp war.
Zwischendurch sah ich meine Behandlung schon gefÀhrdet, da nÀmlich LieferengpÀsse beim Azithormycin meinen Lebensweg kreuzten. In Folge davon musste ich eine Tablette mehr schlucken, weil es das Antibiotikum nur noch in niedrigerer Dosierung gab, was ich durch doppelte Pillenmenge ausgleichen sollte.
Das Azithromycin war es dann auch, dass das Ende meiner Behandlung bestimmte. Als davon die letzte Pille gefuttert war, stellte ich die weitere Einnahme ein - natĂŒrlich auf Anweisung des Arztes. Und es dauerte auch tatsĂ€chlich nicht lange, bis ich feststellte, dass sich mein Zustand wieder normalisierte, dass der Slow-Motion-Zombie wieder auf Betriebstemperatur kam und sich normal bewegte, artikulierte usw.
Und da ich Zahlen- und Statistik-Freak bin, habe ich sÀmtliche Packungen aufbewahrt, um sie zu knipsen, und habe auch mal ausgerechnet, wie viele Tabletten ich genommen habe.
- 471 x EMB-Fatol 500 mg
- 157 x EMB-Fatol 100 mg
- 158 x Eremfat 600 mg
- 129 x Azithromyzin 500 mg
- 60 x Azithromyzin 250 mg
Bis hierhin schrieb ich das schon im November unter dem Titel “Pillenfresserei ade!”. Veröffentlicht hatte ich es noch nicht, weil mir anlĂ€sslich der Bronchoskopie auf Nachfrage mitgeteilt wurde, dass die Probe 12 Wochen lang aufbewahrt wird und erst wenn nach 12 Wochen nichts mehr angewachsen ist, dann bin ich safe. So beschloss ich, mit dem Beitrag bis 7. Januar zu warten.
Meine Werte im Lungenfunktionstest sind ĂŒbrigens durchgehend schlecht. Irgendetwas in Prozent wird da gemessen und zuletzt war ich bei 60 %. Das reicht manchmal nur knapp, um die fĂŒnf Etagen hier in die Wohnung raufzulaufen. Ich habe mir mittlerweile einen Peak Flow Meter gekauft, um das selbst zu beobachten. Der misst in L/min und da komme ich ĂŒber die 300 L/min nicht hinaus. Das ist gerade an der Grenze zwischen Gelb und Rot und weit davon entfernt, ausreichend zu sein. Ich bin jetzt beim dritten Asthma-Spray bzw. Inhaler und keines der Mittel hat eine Besserung gebracht. Vor einem Jahr war ich beim Lungenfunktionstest gerade ĂŒber die 90 % gekommen. Da ging es mir deutlich besser.
Wie auch immer, das ist gerade gar nicht mein gröĂtes Problem. Das war nĂ€mlich das Telephonklingeln gestern am spĂ€ten Nachmittag. Der Pneumologe rief mich an, um mir mitzuteilen, dass nun doch noch Bakterien angewachsen seien. Ich wusste erstmal gar nicht, wie ich reagieren sollte. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet. Ich ging davon aus, dass ich die letzten zwei Wochen jetzt nur noch der Form halber abwarte und dann feiere, dass wenigstens eines meiner gesundheitlichen Probleme gelöst ist. Tja, Pustekuchen.
Der nĂ€chste Kontrolltermin ist nun auf Mitte Januar vorverlegt. Wie die Behandlung weitergeht, ist noch nicht ganz klar, der Arzt hat mit dem Professor aus der Lungenklinik telephoniert und sie haben sich beratschlagt. Es hĂ€ngt auch ein wenig davon ab, wie gut es mir jetzt geht. Und da es mir nicht wirklich gut geht und ich auĂerdem eigentlich PlĂ€ne hatte, möchte ich gerne, dass die Behandlung fortgesetzt wird.
Die PlĂ€ne, die so langsam in unseren Köpfen wieder aktiv wurden, hatten wir schon bevor ich letztes Jahr in die Lungenklinik musste. Wir wollten eigentlich ein Sabbatical einlegen, ein Jahr lang unterwegs sein. Und auch dafĂŒr möchte ich sicher sein, dass in meinem Körper keine wie auch immer gearteten Zellen vor sich hin wachsen, die da nicht hingehören.
Jetzt fahren wir erst einmal in den Winterurlaub. Und dann starte ich das neue Jahr halt wieder als Slow-Motion-Zombie. Noch bin ich relativ gefasst. Das Àndert sich vermutlich am ersten Abend der Tabletteneinnahme, wenn ich als personifizierter Widerwillen auf der Couch sitze und meckere und heule, dass ich nicht will.
Ich stampfe schonmal prophylaktisch mit dem FuĂ auf.