Ich belebe diese Rubrik mal wieder, wenn auch ein wenig anders als zuletzt. Weniger Links und Bilder etc., dafür mehr Tagebuch wird es hier geben. Zu diesem Zweck wurde der Blog ja eigentlich auch mal eingerichtet vor langer Zeit. Dieses Jahr wird er 25 Jahre alt, da kann man sich schon ein wenig mehr kümmern, finde ich.
Leider ist mein Alltag nicht sonderlich spannend. Aber ich versuche es trotzdem. Wobei schon die letzte Woche extrem unspannend war, das Wetter so trüb wie die Stimmung und überhaupt Lebensfrust. Nun denn.
Die Woche fing am Montag an mit Wahlkater. Genervt vom Polit-Zirkus im Allgemeinen, der zurzeit wieder besonders schlimm scheint (Aber tut er das nicht immer?), bin ich noch nie mit so viel Verachtung für die Politiker in eine Wahl gegangen. Verachtung, weil sie mit ihrer Politik dafür sorgen, dass man aus strategischen Gründen das kleinste Übel wählt, statt einer Partei seine Stimme aus Überzeugung zu geben. Ach, ich will das jetzt nicht alles wieder aufkochen. Ich harre der Dinge, die da nun kommen und mit denen man sich in den nächsten vier Jahren irgendwie arrangieren muss - oder auswandern.
In 10 Monaten ist Weihnachten und der Krieg in der Ukraine dauert heute auf den Tag drei Jahre an.
Dienstag ist unser Einkaufstag. Das hat sich während der Anfangs-Phase der Pandemie so etabliert und ist bis heute geblieben. Mein Leben verläuft oft streng nach Plan. Seit einigen Wochen bin ich regelrecht süchtig nach Orangen. Daher dürfen die bei keinem Einkauf fehlen. Den Rest des Tages bin ich damit beschäftigt, Spielkarten zu basteln. Eine Erweiterung von Robo Rally ist nicht mehr zu bekommen. Also bastel ich die Karten und Spiebretter daraus selbst, damit wir sie nutzen können. Das ist immerhin eine Tätigkeit, die mich den ganzen Tag beschäftigt. Und ich mache das ganz gerne, was angesichts der trüben Stimmung in mir ganz gut tut.
Mittwoch. Das Wetter passt sich immer mehr meiner Simmung an. Eigentlich müsste ich dringend mal zum Hausarzt, das Rezept für dieses Quartal abholen. Ich bin eh schon spät dran. Aber ich krieg den Arsch nicht hoch und kann mich nicht aufraffen. Lieber gehe ich in den Park - und selbst für den fällt mir das Aufraffen oft schwer.
Der Laptop des Herrn Lebensabschnittsgefährten, den er neulich erst gekauft hat und der letzte Woche geliefert und gleich wieder zur Reparatur eingeschickt wurde, kommt vom Service zurück. Leider wurde am Problem vorbei repariert. Das Gehäuse ist verbogen. Es wurde irgendein Teil ausgetauscht. Das Gehäuse ist immer noch verbogen.
Nachmittags telephoniere ich mit einer Bekannten, mit der ich zuletzt vor etwas über 10 Jahren gesprochen habe. Damals war ich krank, hatte Krebs und keine Ahnung, wie das ausgeht. Heute geht es ihr nicht gut. Das Telephonat tut gut und hat mich sehr gefreut und ich hoffe, dass wir nicht wieder warten, bis einer von uns schwer krank ist. Wir kennen uns seit Anfang der Nuller-Jahre, da hat man schon einiges voneinander mitbekommen, was beim anderen los ist, auch wenn der räumliche Abstand groß und Kontakt eher selten ist.
Am Donnerstag schaffe ich es endlich, zum Arzt zu gehen und das Rezept zu holen. Ich schmeiße Medikamenten-Namen durcheinander und stifte Verwirrung bei Schwester und Ärztin. Aber die lässt sich schnell klären. Eigentlich müsste ich auch mal wegen der Nebenwirkungen mit ihr sprechen, aber darauf habe ich jetzt keine Lust.
Mittags gibt’s Fischstäbchen-Pizza. Ich glaube, die hätte ganz gut geschmeckt. Leider haben wir sie zu früh aus dem Ofen geholt.
Der Freitag versinkt im Nebel. Ich will nicht raus, ich will in mein Schneckenhaus. Aber da fällt mir die Decke auf den Kopf, also gehen wir doch in den Park. Der Herr Lebensabschnittsgefährte muss den Laptop nochmal einschicken. Das Versandetikett kommt aber an diesem Freitag nicht mehr. Die Sache zieht sich.
Am Samstag gehe ich nicht raus, weder aus meinem Schneckenhaus noch aus dem realen Haus. Wir nehmen ein paar Änderungen an meiner Webseite vor, ein paar Kleinigkeiten werden optisch verbessert. Das gefällt mir.
Im Dezember habe ich mir einen Peak-Flow-Meter gekauft, um die Geschwindigkeit der Atemluft zu messen. Ich weiß zwar nicht, was ich da messe, aber ich habe einen Überblick, ob sich da etwas verbessert oder verschlechtert. Der Doc findet’s gut. Normalerweise pendeln meine Werte zwischen 290 und 320 irgendwas, je nach Tagesform. Das ist nicht sonderlich gut, normal wäre wohl um die 420. Ich habe schon den Mann pusten lassen, um zu checken, ob das Gerät auch richtig funktioniert. Tut es. Wie auch immer, heute war der Wert erstmals bei 350 irgendwas. Ich bin ganz stolz auf mich.
Raus geh ich trotzdem nicht.
Sonntagmorgen Vogelgesang im Hof. Ein Rotkehlchen. Seit ein paar Tagen hört man die morgens zwitschern, die Möwen kreischen und die Ringeltauben gurren. Kein Wunder, es ist ja mittlerweile wieder recht früh hell, Sonnenaufgang kurz nach Sieben. Vormittags im Park ist es dann doch wieder trüb, aber nachmittags kommt die Sonne raus.
Die Woche plätschert langsam aus. Mittags stinken wir die Bude voll mit Pommes- und Bratwurstfett, nachmittags zerstören wir Roboter auf dem Spielbrett, abends gucken wir einen Film. Aufregender ist es meistens nicht bei uns.
In der nächsten Woche stehen zwei Termine an. Ich weiß nicht, was ich mehr verabscheue: die Eintönigkeit oder etwas, das die Eintönigkeit unterbricht. Nicht die größte Ambivalenz in meinem Leben.