Wenn ich meine Stimmung widergeben wollte, müsst hier schon wieder ein “Ich will nicht …"-Beitrag stehen. Aber Wiederholungen überlasse ich dem Fernsehen und lasse mir lieber etwas Neues einfallen.
Ich deutete ja bereits an, dass das Therapie-Schema gewechselt wird. Von Anfang an stand fest, dass ich acht Mal Giftinfusionen, davon vier Mal Epirubicin und Cyclophosphamid und vier Mal Taxotere bekomme. Während das Epirubicin vor allem meine Schleimhäute und Haarwuzeln zerstört hat, wird das Taxotere sich nun meiner Nerven annehmen. Taubheitsgefühl in Fingern und Füßen sowie schuppenflechtenähnliche Stellen auf der Haut sind zu befürchten. Außerdem immer noch Pilz auf der Mundschleimhaut und Blutbildungsstörungen. Und wie ich mein Glück kenne, nehme ich sie alle mit.
Zur Vorbereitung auf die Behandlung musste ich zum Neurologen. Der erste Neurologe, bei dem ich nach einem Termin fragte, wusste gar nicht, was er untersuchen sollte und googelte erst einmal nach dem Wirkstoff, den ich bekommen sollte. Diese wenig vertrauenserweckende Maßnahme veranlasste mich, die Praxis ohne Termin wieder zu verlassen. Ich suchte ein Ärztehaus auf, um dort nach einem Termin zu fragen und bekam einen für den 21. Juli. Das lief besser als erwartet.
Dann ergab es sich, dass wir doch noch das Wochenende an der Nordsee buchten und ich musste den Termin verschieben. Ich rief in der Praxis an und bat um einen neuen Termin. “Da habe ich erst wieder Ende September etwas frei.” Wie bitte? Erst ging es innerhalb von drei Wochen und dann sollte ich fast drei Monate warten? Ich gab zu bedenken, dass Anfang August meine Chemotherapie fortgesetzt werden sollte und ich vorher beim Neurologen gewesen sein soll. Man warf mir vor, mich so kurzfristig zu melden und man daher nichts für mich tun könne. Ob ich denn nun den Termin für Ende September haben wolle, fragte man noch. Da ich dann keinen Neurologen mehr brauchte, lehnte ich ab und legte auf.
Zwei Praxen hatte ich noch zur Auswahl. Bei der einen rief ich an, erreichte aber niemanden, da der Arzt bereits im Urlaub war. Zur letzten Adresse wollte ich lieber persönlich gehen, was ich am Nachmittag des 1. Juli auch tat. “Kein Problem, kommen Sie morgen früh um 08:30 Uhr.” Donnerwetter! Ich fragte noch einmal nach, ob ich mich wirklich nicht verhört hatte.
Am nächsten Morgen ging ich dann auch zur Untersuchung. Meine Reflexe an Händen und Fußsohlen wurden getestet. Außerdem klärte der Arzt mich über mögliche Nebenwirkungen von Taxotere auf. Er erklärte mir, dass es auch seltene Fälle gäbe, bei denen diese Nebenwirkungen nicht wieder vollständig verschwinden und sicherte mir zu, dass ich jederzeit kommen könnte, wenn etwas unklar sei oder ich Fragen oder Probleme hätte. Sehr freundlich. Und außerdem hatte ich im Wartezimmer auch noch eine tolle Aussicht auf einen strahlend blauen Himmel über Darmstadt.
Außer dem Taxotere bekomme ich ab heute auch noch Trastuzumab. Ebenfalls als Infusion alle drei Wochen. 51 Mal. 1 Jahr. Und ich habe jetzt schon keinen Bock mehr …