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American Way of Life

 ·  ☕ 2 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*
"Ich will amerikanisch sein" ist das Hauptargument meiner Tochter, mit dem sie mich zu einer 41-Euro-Investition in ihr Glueck bewegen moechte.

Diese Schliessfaecher sollen in ihrer Schule aufgestellt und koennen von den Schuelern angemietet werden. Dabei kommt es einer 12-jaehrigen nicht darauf an, den Ruecken von unnoetiger Schlepperei zu entlasten. So ein Schliessfach ist cool, jeder, der demnaechst zwischen zwei Schulstunden aeusserst wichtig aber gleichzeitig absolut laessig an seinem Schliessfach rumwurschtelt, ist Wer, alle anderen sind Loser. Man trifft sich am Spint, und wie herrlich wird es erst sein, sich die ganze Pause darueber aufzuregen, dass ausgerechnet der bloedeste Idiot von der ganze Schule den Schrank genau neben einem selbst hat, und hast du gesehen, wie es bei der im Schrank aussieht?

Bereits jetzt weiss ich, wie es in einem halben Jahr in dem Schliessfach meines Kindes aussehen wird, das wird ein Papierkorb-Mirror. Zwischen Diddl-Blaettern und Nici-Stofftieren wird sich zerknuelltes Papier zur Mathe-Hausaufgabe gesellen, volle und leere Tintenpatronen, Bleistiftspitzer-Abfall, wichtige Mitteilungen an die Eltern, Bonbons, Reste eines ungeliebten Fruehstuecks, Sticker jeglicher Herkunft, Liebesbriefe und kleine Zettelchen, die verbotenerweise im Unterricht geschrieben wurden, all das und vermutlich noch eine Menge mehr Muell wird dort zu finden sein.

Ausserdem werden wir zusammengerechnet bis Schuljahresende Stunden, Tage, ach was, Wochen damit zugebracht haben, nach dem Schluessel zu suchen. Aber was soll's. 21 Euro Schliessfachmiete zuzueglich 20 Euro Schluesselpfand (hierzulande wird einfach alles bepfandet) zahle ich gern fuer das bisschen und von meiner Tochter so heiss begehrten American Way of Life.
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dark*
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dark*
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