So stand es auf der Überweisung zur Chirurgie. Ich musste erst einmal die Suchmaschine befragen, was denn da überhaupt auf mich zukommt. Bei meinem ersten Krankenhausaufenthalt kam bekanntlich nachmittags die Chirurgin und erklärte mir das auch noch einmal.
Unterhalb des Schlüsselbeines wird eine kleine Kammer mit einem Schlauch dran unter die Haut eingepflanzt und der Schlauch in eine Vene zum Herzen gelegt. Eine nähere Erklärung findet sich auf dieser Seite, Informationen zu meinem Portsystem hat der Hersteller ebenfalls online bereit gestellt: PowerPort. Diese Kammer ist für die Infusion der Chemotherapie gedacht, da es zum einen recht schmerzhaft werden kann, wenn die Zytostatika durch die engere Armvene laufen, und zum anderen die Gefahr besteht, dass Zytostatika neben in die Vene ins Gewebe laufen, was nicht nur schmerzhaft ist, vielmehr auch zu Nekrosen führen kann. Und das ist ja nun wirklich nicht wünschenswert. Die Ärztin hatte sogar einen Port ähnlich dem mir eingesetzten dabei, damit ich mir das genauer ansehen und auch einmal in die Hand nehmen konnte. Sie war sehr geduldig, nahm sich viel Zeit und beantwortete alle meine Fragen.
Für Zuhause bekam ich noch eine Spritze zur Thrombose-Vorbeugung mit, die ich mir am Abend vor der OP selbst geben sollte. Das lief leider nicht so ganz nach Plan, ich konnte mich nicht wirklich überwinden, in meine Haut zu pieksen, aber der Lebensabschnittsgefährte erwies sich hier als großartige Hilfe, sodass mir der Gang zum Krankenhaus erspart blieb. Schließlich war Ostermontag und kein Arzt erreichbar. Aber die Schwestern hatten mir angeboten, notfalls zu ihnen zu kommen.
Am Dienstagmorgen fuhren wir dann um 08:00 Uhr in die Klinik. Der Lebensgefährte setzte mich ab und ich erledigte den Rest quasi alleine. Manch einer vom Personal guckte ein wenig verwundert, dass ich schon wieder da bin. Ich bekam den gleichen Platz wie beim ersten Aufenthalt zugewiesen, dasselbe Zimmer, derselbe Fensterplatz. Sehr schön. Die Patientin, die am Tag meiner Entlassung das dritte Bett bezogen hatte, war immer noch da, auch sie bekam an diesem Dienstag ihren Port. In der Mitte lag irgendetwas Ambulantes, das uns mittags verließ.
Ich musste noch einmal zur Blutabnahme. Dort wäre ich - entgegen sonstiger Gewohnheiten - beinahe aus den Latschen gekippt. Anscheinend war ich doch aufgeregter als zunächst angenommen - oder einfach nur hungrig und unterzuckert. Zurück auf der Station bekam ich mein OP-Outfit und den Anästhesiebogen in die Hand gedrückt und zog mich für das bevorstehende Event um. Kaum lag ich im Bett, wurde ich auch schon geholt und in den OP geschoben. Ob ich denn auch pünktlich zum Mittagessen zurück sei und etwas zu essen bekäme, wollte ich von der Schwester unterwegs wissen. Ich hatte einen Bärenhunger! Nachdem sie mir beides versichert hatte, krabbelte ich in der Schleuse weisungsgemäß auf den OP-Tisch.
Von dort wurde ich in den Vorbereitungsraum geschoben, wo man mir die Braunüle ins rechte Handgelenk steckte, die Ringerlösung anhängte und dann den Anästhesiebogen samt Kugelschreiber in die Hand drückte. Ob diese krakelige Unterschrift einer gutachterlichen Prüfung standhalten würde, wage ich zu bestreiten. Allerdings habe ich nicht vor, dies herauszufinden. ;-)
Ich wurde weiter geschoben und stand zunächst eine Weile im Durchgang zwischen OP und Vorbereitungsraum herum, bevor man mich zum Ort der Handlung weiter schob. Ein paar Leute wuselten dort, reinigten Zeugs, bereiteten vor usw. Es herrschte ein lockerer Umgangston in netter Atmosphäre. Da ich keinerlei Vorbereitung bekommen hatte, bekam ich ja alles mit. Alle zogen Röntgenschürzen an und auch das Röntgengerät selbst bekam eine OP-Haube übergezogen. Auf Nachfrage erklärte man mir, dass der korrekte Sitz des Ports während der OP mittels Röntgenkontrolle überprüft werde. Außerdem fuchtelte einer mit Gebrauchsanweisungen und Zeugs in etlichen Sprachen herum und erklärte mir, dass er den Pass zu meinem Port vorbereiten würde, den man mir anschließend mitgeben würde. Des Weiteren bekam ich ein Armband dazu, das ich beispielsweise bei Metallschleusen am Flughafen etc. vorzeigen könne, da die Geräte vermutlich piepsen würden. Ich nahm mir fest vor, dies irgendwann zu testen.
Irgendwann marschierte der Chirurg herein und meinte, er könne eigentlich anfangen. “Ein Anästhesist wäre nicht schlecht”, waren seine Worte. “Ja bitte!” ließ ich verlauten. “Keine Angst, so viele Leute zum festhalten haben wir hier gar nicht”, meinte die Schwester, die zuvor die Instrumente vorbereitet hatte. Der Chirurg verschwand wieder und kurz darauf erschien der Anästhesist. Er erinnerte sich noch an mich, vor allem wohl an meine ziemlich starke Erkältung, die ich bei der ersten OP hatte. Irgendetwas muss er mir da auch gegeben haben, dem am Operationstag selbst habe ich überhaupt nicht mehr gehustet und auch die Nase lief nicht mehr. Beides setzte aber in den Folgetagen wieder ein. Ich machte ihn vorsichtshalber noch einmal auf meine Schmerzmittelallergie aufmerksam, dann ging es los. “Schlafen Sie gut”, war das letzte, woran ich mich erinnere.
Als ich wach wurde, schmerzte die Operationswunde fürchterlich und mir war ziemlich übel. Ich bekam Vomex und Paracetamol, etwas Wasser und Tee und dann schlief ich noch eine Runde. Nachmittags stand ich dann zum ersten Mal auf. Als der Lebensabschnittsgefährte nach Feierabend zu Besuch kam, bettelte ich erneut um Schmerzmittel. Beinahe hätte man mir Novalgin gegeben, da der Vermerk der Allergie in der Akte fehlte, aber glücklicherweise habe ich gefragt, was ich bekomme. Nach Rücksprache mit dem Arzt gab es dann Dipidolor und ich gab mich den Opioid-Träumen hin. Zur Nacht gab es noch einmal einen Cocktail aus Vomex und Dipidolor, dann war das Schlimmste überstanden.
Heute Morgen durfte ich nach der Visite wieder nach Hause gehen. Der Lebensabschnittsgefährte holte mich ab und brachte mich zur Couch, wo ich den Rest des Tages verbrachte. Jetzt habe ich also einen dauerhaften Zugang, der noch ziemlich schmerzt. Paracetamol wird in den nächsten Tagen mein bester Freund werden. Auch wenn es nicht ganz die gewünschte Wirkung zeigt, ist es doch besser als nichts.