Über 20 Jahre ist es jetzt her, dass ich die virtuelle Welt für mich entdeckt habe und da man ja als Internet-Junkie ohne eigene Webseite nicht so wirklich hip ist und das liebe darkilein ja *in* sein will, hat es irgendwann beschlossen …
Quatsch! So war das gar nicht. Anfangs war ich der Meinung, dass ich keine Webseite brauche. Weil ich keine Ahnung hatte, was man tun muss, um eine eigene Webseite zu haben und wie man sowas macht. Also beschloss ich wieder mal, etwas, womit ich mich überhaupt nicht auskenne, auch nicht zu brauchen. Naja, bis ice bei mir zu Besuch war, die hatte sich nämlich gerade einen Account bei geocities eingerichtet und die zeigte mir dann auch, wie das geht und als ich wusste, wie das geht, brauchte ich unbedingt eine eigene Webseite (auf der dann einen Monat lang nichts anderes zu sehen war als “still under construction”). Zeitgleich übrigens mit Älis, was rein zufällig war und ohne die es diese Seite hier nicht geben würde, weil wir irgendwann ausgemacht hatten, das Webseiten-Projekt gemeinsam anzugehen. Eine Webseite hatte ich nun, blieb nur noch die Frage, was ich damit anstellen sollte, und ich kam auf die Idee, einfach mal anzufangen zu schreiben, was mir halt grad so einfiel. Mangels HTML-Kenntnissen erstellte ich meine ersten beiden Seiten in Comic Sans MS mit Word, das ging schnell (in Word kannte ich mich besser aus als in meinen Schreibtisch-Schubladen) und außer klicken muss man nix können. Am 24. Dezember 2000 lud ich also meine beiden Seiten hoch, damals noch bar jeden Wissens um FTP mittels der Upload-Funktion von geocities. Ich war stolz wie Oskar, meine eigene HP … :)
Mein Stolz hielt keine 24 Stunden an, wurde von Franz’ Kritik-Keule an den Word-Quelltexten niedergeschlagen, was ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen konnte, also versuchte ich erstmal herauszufinden, was ein Quelltext überhaupt ist und wie man sowas erstellt, ohne bei Franz in Ungnade zu fallen. Meine erste HTML-Lektion bekam ich Silvester 2000/2001 in Graz am Rechner von Lehrer Franz persönlich, was zwar recht lustig, aber mangels Konzentrationsfähigkeit nicht wirklich effektiv war. Ich tat, wie mir geheißen, ohne zu wissen, was und vor allem warum ich das überhaupt mache. Vielleicht sollte ich auf meine alten Tage doch noch lernen, mir mal was sagen zu lassen. Immer schon eher autodidaktisch veranlagt, reiste ich mit unzähligen neuen Begriffen im Hirn, einem HTML-Editor zum Download und völlig verwirrt und überfordert wieder zurück und beschloss, die Sache am heimischen Rechner in Ruhe anzugehen. So schwer kann das doch nicht sein …
Und tatsächlich fand ich daheim eine Seite im Web, nach deren Lektüre sogar bei mir endlich Licht im HTML-Dunkel leuchtete: HTML-Tutorial for the complete idiot. Ok, ich wusste zwar nun, dass ich ein kompletter Idiot bin, aber egal, dafür konnte ich schließlich endlich HTML! Den HTML-Editor warf ich allerdings recht bald wieder in die Ecke und schrieb meine Dateien bevorzugt in notepad, dem kleinen, sperrigen, spartanischen Editor, der auch heute noch bei jedem Windows dabei ist.
Ich fand das todschick, leider beschwerten sich viele Leute über die mangelnde Lesbarkeit. Damals war ich noch in mehreren Online-Communities aktiv, so dass sich bald eine kleine Fangemeinde gebildet hatte, die mit Begeisterung meine neuen Texte las. Ich fühlte mich rehabilitiert, denn …
Mit 16 Jahren hatte ich eine Kolumne in einem Wochenblättchen eines Münchner Vororts. Nichts Besonderes, aber immerhin. Leider hat meine Mutter sowohl die Zeitungen als auch die an mich gerichteten Leserbriefe einbehalten. Sie war ja so stolz auf ihre Tochter, hat mich ja so unterstützt und blablabla. Ihre Unterstützung bestand darin, mich anzuschreien: “Wie kannst du es wagen!”, weil sie sich übergangen fühlte, mir die Schreibmaschine zu verbieten (Farbbänder kosten schließlich Geld) und mich niederzumachen: “Tu lieber was für die Schule oder noch besser: Mach irgendwas, das du auch kannst!” So war meine Schriftsteller-Karriere schon nach wenigen Wochen wieder beendet. Leider.
Das Schreiben hat mir über schwierige Zeiten hinweg geholfen. Die Inhalte in meinem Blog haben sich über die Jahre immer wieder mal verändert, so wie sich auch mein Leben in den letzten 20 Jahren immer wieder mal verändert hat. Die einzige Konstante in all dieser Zeit ist meine Webseite.
Im März 2001 hatte ich keine Lust mehr auf den kostenlosen Anbieter, der zudem Werbung auf meiner Seite platzierte. Ich Schloss einen Vertrag mit 1 & 1 PureTec ab, wie der Laden damals noch hieß, und registrierte eine eigene Domain: life-sux.org. Ab da war ich mein eigener Herr.
2004 beschloss ich, PHP zu lernen und hatte auch hierfür einen Mentor, den Inhaber der Seite milkstyle. Das Anlegen der HMTL-Dateien wurde langsam lästig und bei den geringfügigsten Änderungen am Layout zudem immer umfangreicher. Mit PHP konnte ich all das vereinfachen und automatisieren.
Meine Webseite dümpelte vor sich hin und wurde mal mehr mal weniger intensiv mit Inhalten gefüllt. Ein paar alte Inhalte gammeln immer noch irgendwo in HTML-Dateien herum und wurde nie in meine Datenbanken migriert. Das war und ist eine Baustelle, an der ich nie so recht gearbeitet habe. Unter anderem liegt es auch daran, dass jedes Mal, wenn ich in den alten Dateien herumwühle, ist es wie das Kramen auf dem Dachboden in länst vergessenen alten Schatzkisten. Ich lese mich fest und irgendwann ist die Zeit rum und die Lust dahin.
Das änderte sich auch nicht, als ich 2010 keine Lust mehr auf selbst zusammengetipptes PHP mehr hatte und meine Seiten stattdessen mit WordPress gestaltete. Das machte zwar das Erstellen neuer Inhalte deutlich komfortabler, aber so richtig zufrieden war ich in all den Jahren nicht mit WordPress. Auch hier sind neue Themes usw. immer mit enorm viel Aufwand verbunden und alte Inhalte funktionieren dann schnell nicht mehr so wie ursprünglich gedacht.
2018 kam dann die DSGVO. Und wie viele andere Webseitenbetreiber habe ich erstmal die Notbremse angezogen und meine Seiten vom Netz genommen. Schnell war klar, dass eine Webseite zu diesem Zeitpunkt mit WordPress nicht wirklich datenschutzkonform betreibbar war. Das Problem hat sich erst durch spätere Updates erledigt. Und dann hatte ich noch ein paar Kleinigkeiten und Services integriert, für die ich vermutlich tatsächlich eine Datenschutzerklärung auf meiner Webseite benötigt hätte. Und das will ich nicht. Außerdem sind wir im Juni 2018 erstmal für 6 Wochen unterwegs gewesen, da hatte ich für so etwas auch weder Zeit noch Nerven. Daher erstmal Pause: Game over
Es hat dann “ein bisschen” länger gedauert, bis ich mich des Problems angenommen habe und meine Seite wieder online war, nämlich bis zum 18. Jahrestag der Domainregistrierung im März 2019. Von WordPress hatte ich mich mittlerweile völlig verabschiedet. Alle meine Seiten werden aktuell in Markdown geschrieben. Das HTML dazu wird dann von Hugo, einem statischen Webseitengenerator, generiert. Das verkürzt die Ladezeiten ungemein und macht Cookies und irgendwelches pseudo-rechtliches Geschwafel in nutzlosen Erklärungen, die eh keiner liest, unnötig.
Soweit ein kleiner Rückblick auf eine lange Zeit. Entstanden ist die Seite in einer Phase einer persönlichen Katastrophe, in einem Jahr, das ich am liebsten aus meinem persönlichen Jahrbuch streichen würde. Und was soll ich sagen, ist ja jetzt auch nicht besser …
Aber ich gelobe Besserung. Ich habe mir zum Jubiläum endlich noch ein neues Theme geschenkt, das ich viel hübscher finde als das erste, das ich hier im Jahre 2019 auf die Schnelle installiert habe. Und ihr wisst ja, wie lange ein Provisorium halten kann. Noch ist zwar nicht alles aufgehübscht und angepasst, ein paar Links sind noch tot und ein paar Seiten fehlen hier noch, aber auch die ewige Dauerbaustelle der aktuellen Texte ist nicht Vergessenheit geraten und der feste Wille, hier wieder häufiger zu veröffentlichen, ist definitiv da.
Man liest sich.