Nachdem meine Laune gestern schon im Keller war, habe ich mich auch endlich mal in selbigen begeben. Ich wollte etwas holen, das ich erst suchen musste und von dem ich mir nicht sicher war, ob es überhaupt da ist. Unten angekommen setzte ich dann unfreiwillig einen vor etwa zwei Jahren gefassten Plan in die Tat um: Keller aufräumen.
Rund zwei Jahre wohnen wir jetzt hier. In der Berliner Wohnung hatten wir quasi keinen Keller, weil jener nur zum Einlagern unseres Heizmaterials genutzt und daher nur vom zum Kohlen-Polen degradierten Mitbewohner betreten wurde. Hier haben wir gleich zwei Keller, was viel Raum für Entfaltung bedeutet.
“Was machen wir damit?”
“Tu erstmal in den Keller.”
Dieses Frage-und-Antwort-Spielchen spielen wir seit zwei Jahren mehr oder weniger regelmäßig. Da der Mitbewohner auch fernab vorsintflutlicher Heizmethoden als Schleppknecht fungieren muss, ist er derjenige, der regelmäßig den Keller betritt, um dort vorerst nicht mehr Benötigtes einzulagern. Das macht er auf die ihm eigene Art: Tür auf, Teil reinstopfen, Tür zu.
Als ich die Treppe runter ging, hörte ich schon das Ächzen von Holz, das unter Spannung steht. Dementsprechend sprang ich vorsichtshalber zur Seite, nachdem ich das Vorhängeschloss geöffnet hatte. Suchen konnte man hier sicher stundenlang. Ob man jemals überhaupt etwas finden würde, war eine ganz andere Frage. In Keller 2 roch es modrig, liegt wohl an dem Wasserschaden vom Frühjahr. Toll, echtes Wohlfühl-Ambiente. Mir wurde schlecht.
Es half alles nichts, ich musste hier ein paar Kisten auf Seite räumen, da zwei Tonnen Müll entsorgen und außerdem diverses, bis dato unerforschtes Insektenviehzeug verjagen. Es ist erstaunlich, was man so alles aufbewahrt. In unseren Katakomben befinden sich unter anderem ein Kühlschrank (ein weiterer steht hier in der Küche und der dritte bei der Freundin des Mitbewohners), ein Zwei-Platten-Kocher (für alle Fälle), zwei Katzenklos, eine unbekannte Anzahl Lampen, Kinderspielzeug, ein Teleskop (ist unter der Erde sicher gut platziert), Weihnachtsschmuck, der ausreichen würde um die gesamte Fußgängerzone zu dekorieren, 87 Eimer Wandfarbe, eine Base-Drum (jo!) und drei Tonnen Kleinkram. Und überall dazwischen, auf und unter dem Plunder leere Verpackungen. Ich bin ein Verpackungs-Messie! Von allem, was ich in den letzten 6 Jahren angeschafft habe und das in Kartons verpackt war, habe ich die Verpackung aufgehoben.
Eine Stunde lang versuchte ich den Kram wenigstens halbwegs ordentlich hinzustellen. Dann habe ich mich kampflos ergeben. Immerhin hatte ich das gefunden, was ich suchte: Unterwäsche. Auch sowas bewahren wir im Keller auf, nämlich die nicht mehr passenden Klamotten meiner Tochter. Und damit kommen wir zu dem, was mich eigentlich in den Keller verschlagen hatte.
Vor ein paar Tagen habe ich ein paar Dinge bei eBay eingestellt, neben diversen Computer-Einzelteilen auch ein Set bestehend aus 7 Slips, die ich mal für Schatzi gekauft hatte, die ihr aber nicht gefallen. Ungetragene Unterwäsche sollte sich ja wohl verkaufen lassen, dachte ich. Nach zwei Tagen stellte sich heraus, dass kein anderer Artikel so viele Besucher und Beobachter hat. Außerdem erreicht mich eine Anfrage, ob es bei mir noch mehr Unterwäsche zu kaufen gäbe. Verblüffend. Daher habe ich die aussortierte Unterwäsche meiner Tochter, die eigentlich in die Altkleidersammlung sollte, aus dem Keller hervorgekramt und werde sie nun der Dame offerieren – gewaschen selbstverständlich.
Das bringt mich wieder auf eine Geschäftsidee, die ich vor Jahren mit Soul in Berlin schon hatte, die mir mit F. neulich wieder in den Sinn kam und die der Mitbewohner auch schon angesprochen hat: Getragene Unterwäsche verkaufen. Vielleicht werde ich ja doch noch reich.