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Scheinlösung

 ·  ☕ 2 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Der Eintrag Wendts Welt im law blog erinnert mich an die Drogenpolitik der 90er Jahre in Krefeld. Damals arbeitete ich im Einzelhandel. Das Geschäft lag in einer der kleinen, ruhigen Straßen, die von der Fußgängerzone weggehen. Irgendwann kamen die Herren Stadtoberen auf den Gedanken, dass die Junkies am Neumarkt, dem Zentrum der Fußgängerzone, das Stadtbild verschandeln und daher dort zu verschwinden hätten. Statt zu versuchen das Problem zu lösen und Alternativen anzubieten oder schlicht zu dem Problem zu stehen (denn die Therapieplätze in Krefeld sind ständig ausgebucht), verjagte man sie von dem Platz. Der Neumarkt wirkte ungewohnt, so leer wie er nun war.

Dies galt jedoch nicht für die Nebenstraße, auch nicht für die, in der ich arbeitete. Denn dort tummelte sich jetzt die Szene, hingen abgekämpfte Typen rum, die Drogen brauchten, standen die Dealer an der Ecke und warteten auf Kundschaft. Und erstmals fingen die Junkies an mich zu stören. Zuvor hatte ich sie nie als Bedrohung empfunden.

Zum einen mussten wir sie nun häufiger aus dem Geschäft verjagen, wo sie versuchten Ware zu stehlen um sie im nächsten An- und Verkauf zu Bargeld zu machen. Zum anderen war mir oft mulmig zumute, wenn ich abends bei Dunkelheit den Laden verließ um nach Hause zu gehen. Nicht, dass ich alle Junkies per se für gefährlich halte, aber ein Süchtiger auf Entzug, der dringend Geld braucht, überschreitet in einer dunklen Nebenstraße vielleicht eher seine letzte Hemmschwelle als an einem hell erleuchteten Platz. Es war kein angenehmes Gefühl. Ich war jedenfalls froh, als wir mit dem Geschäft umgezogen sind.

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