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Wer möchtest du sein?

 ·  ☕ 2 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Auf meine Weihnachtsgeschichte hin wurde ich gefragt, wer ich denn sein will. Hier meine Replik:

Wer ich sein möchte, willst Du wissen? Eine ziemlich idiotische Frage, denn warum sollte ich mir etwas wünschen oder etwas wollen, was es definitiv nicht gibt? Für so realitätsfremd halte ich mich eigentlich nicht. Aber wenn Du möchtest, kann ich gerne mal meiner Phantasie freien Lauf lassen und mir überlegen, wie es wäre, wenn es möglich wäre.

Hm, lass mal überlegen.

Will ich mächtig sein? Dann würde die Antwort vielleicht lauten: Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Will ich einfach nur reich sein? Dann wäre die Antwort: Der Scheich von Dubai. Schönheit? Ist es das was ich will? In dem Fall wäre ich wohl gerne Cindy Crawford oder so (die Antwort ist je nach Geschmack beliebig variabel). Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen, führt aber zu nichts. Zum einen weiss ich nicht, ob diese Personen ein erträgliches Leben führen, zum andern müssten sie dann mit mir tauschen und ich bezweifle, dass sie das auch wollen. Außerdem stellt sich bei der Vorstellung noch eine ganz andere Problematik in den Weg: Wenn ich denn tatsächlich jetzt fingerschnipp eine andere Person bin, dann wäre mein ursprüngliches Dasein für mich nicht mehr vorhanden und ich könnte darauf nicht mehr zugreifen; hätte also keinerlei Vergleichsmöglichkeit. Woher weiß ich dann, ob es mir jetzt besser geht oder nicht? Woher weiß ich dann, ob ich die Person bin, die ich sein wollte? Woher weiß ich überhaupt, dass ich jemand anders sein wollte? Würde ich hingegen meine Erinnerungen mitnehmen, könnte ich auch die Person bleiben, die ich bin.

Wie kommst Du überhaupt auf die Frage? Weil der Engel am Ende der Geschichte jemand anders sein wollte? Das wäre eine nette Schlussfolgerung, da Du mich dann offensichtlich für einen Engel hälst. Was wiederum bedeuten würde, dass ich nicht existent wäre (eine Vorstellung, die mir schon wesentlich besser gefällt), da ich Engel und Weihnachtsmänner für ebenso realitätsfremd halte, wie den Wunsch eine andere Person zu sein.

Vielleicht solltest Du beim Lesen offensichtlich frei erfundener Geschichten darin weniger Bezug zum Leben des Autors suchen, oder glaubst Du ernsthaft, die Drehbuchautoren irgendwelcher Horror-/Science-Fiction-Filme sind in ihrem Reallife einem endzeitlichen Irgendwas begegnet, bevor sie ihre Werke schrieben? Wohl kaum.

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