Irgendwann zwischen dem Beginn der Pandemie und dem Start unserer 80-Tage-Norwegen-Tour wurde ein Petersiliengewächs aus dem lokalen Supermarkt adoptiert. Fortan führte die Pflanze ein unscheinbares Dasein auf dem Küchenfensterbrett. Als die Norwegenreise begann, gab ich die große Tomate vom Balkon bei den Nachbarn in Obhut und die kleinen Pflanzen nahmen wir mit. Zu der blättrigen Reisegruppe gehörten zwei junge Paprikapflanzen, ein Basilikum und eben Petersilie.
Unser mobiler Gemüsegarten erlebte ein paar spannende Abenteuer in der Arktis, ließ sich von der Kälte (trotz Sommer herrschten an manchen Tagen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt), von der Abwechslung aus zu viel und zu wenig Licht nicht umbringen, machte Bekanntschaft mit lokalen Insekten und war mal zufällig, mal absichtlich Photomotiv.
Die ersten drei Wochen unserer Reise waren Urlaubszeit. Der mobile Gemüsegarten durfte in dieser Zeit hinten im Camper bleiben. Als das mobile Arbeit begann und wir den Platz benötigten, stellten wir die Pflanzen oft in die Fahrerkabine auf einen der Sitze und bei schönem Wetter auch gerne irgendwo neben das Fahrzeug oder auf die Heckklappe oder auch mal ganz prominent auf die Motorhaube.
- Im Camper in der Sonne
- Auf der Heckklappe
- Hinter dem Camper
- Neben dem Camper
- Vor dem Camper
- Auf der Motorhaube
Im Großen und Ganzen haben sie das alle überlebt. Eine der Paprikapflanzen schwächelte am Stamm und ich schiente sie mit einem Röhrenknochen, den ich irgendwo am Strand gefunden hatte. Sie dankte es uns mit einer roten Frucht, die sehr gut schmeckte.
- Paprika geschient
- Ernte
Petersilie und der Basilikum, der den Spitznamen “Stinkekraut” verpasst bekam - ich mag nämlich keinen Basilikum, der ist ausschließlich für den Herrn Lebensabschnittsgefährten - haben die Reise ganz hervorragend überstanden und lebten seither mehr oder weniger friedlich in der Küche weiter. Lediglich Basilikum empört sich stark stinkend, wenn ihm Blätter abgerissen oder abgeschnitten werden.
Immer wenn wir in den Urlaub fuhren, bekamen die beiden reichlich Wasser. Nach dem Urlaub sah Petersilie regelmäßig etwas traurig aus, erholte sich aber rasch.
Letztes Jahr im Dezember wollte ich das Rollo am Küchenfenster gerade rücken. Ungeschickt, wie ich manchmal bin, riss ich es versehentlich herunter und es fiel von oben auf Petersilie, die direkt ins Koma fiel. Ich hoffte, dass sie sich erholte, aber ein paar Tage später erklärte ich sie endgültig für tot.
- komatös
- tot
Ein bisschen traurig machte mich das schon. Pflanzen überleben meine Pflege nur selten so einen langen Zeitraum.
“Ich muss beim nächsten Einkauf mal eine neue Petersilie kaufen”, wurde hier zum Motto und dauerte ungefähr vier Monate. Diese Woche habe ich es dann endlich geschafft, einen Nachfolger für Petersilie zu kaufen. Darf ich vorstellen? Petersilie.
Möge er es lange bei mir aushalten. Zumindest so lange ich nicht vergesse, ihn zu gießen. Aber er erholt sich ja auch schnell wieder, wenn man das nachholt.