Michael Ende würde heute 95 Jahre alt werden, wenn er nicht 1995 gestorben wäre. Die meisten Leute, die ich kenne, kennen von ihm nur Die unendliche Geschichte und Momo. Die kenne ich beide nicht. Ich kenne nur Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer und Jim Knopf und die Wilde 13.
Jim Knopf, Lukas, die Lokomotiven Emma und Molly waren die Helden meiner Kindheit. Ich hatte alle fünf Schallplatten, die die beiden Bücher erzählen und zwar von Michael Ende höchstpersönlich. Und ich konnte diese Schallplatten mitsprechen, weite Passagen auswendig rezitieren.
Als ich Kind war, gab es diese Geschichten nur auf Vinyl, wie man heute sagt. Und natürlich hatten wir keinen Schallplattenspieler in unserem Kinderzimmer, der stand im Wohnzimmer meiner Großeltern, bei denen ich den überwiegenden Teil meiner Grundschulzeit wohnte. So saß ich viele Nachmittage und Abende auf einem Sessel vor der Stereo-Anlage mit einem riesigen Kopfhörer auf dem Kopf, um meine Schallplatten zu hören. Ich habe das geliebt, da war ich so völlig in meiner eigenen Welt - und eben in der meiner Helden. Nach dem Halbdrachen Nepomuk, der nicht in die Drachenstadt darf, weil er eben nur ein Halbdrache ist, habe ich damals mein Lieblingsstofftier benannt.
Ich habe - man mag es kaum glauben - in meinem Leben schon mehr als 40 Wohnungswechsel, Phasen der Wohnungslosigkeit und sogar zwei kurze Phasen der Obdachlosigkeit und auch einen Wohnungsbrand hinter mir. Und dennoch sind mir meine Jim-Knopf-Schallplatten erhalten geblieben. Und sie sind der Hauptgrund, warum hier immer noch ein Schallplattenspieler sowie ein Mischpult herumstehen. Allerdings besitze ich mittlerweile auch eine digitalisierte Form dieser Ausgabe, die es mal beim großen bösen Online-Händler zu kaufen gab. Und ab und zu höre ich die heute noch zum Einschlafen.
Meine andere Lieblingsgeschichte aus Kindertagen, Kater Mikesch, der Großmutters Rahmtopf zerbrochen hat, habe ich allerdings nie irgendwo digitalisiert gefunden.