So oft stehe ich vor demselben Problem und es scheint immer größer zu werden: Ich will nicht raus!
Eigentlich war für heute Morgen eine Fahrradtour an die See geplant. Seit einer Woche ist mein Fahrrad nun schon umgebaut und ich bin seither noch nicht ein einziges Mal damit gefahren. Entweder bin ich zu schlapp oder das Wetter ist zu regnerisch oder ich will nicht raus. Heute war es wieder schlimm.
Früher hatte ich das Problem zwar auch schon, aber längst nicht so heftig und in der Regel bezog es sich auf Termine, die ich einhalten musste. In letzter Zeit … Ich kann gar nicht genau sagen, seit wann das so ist. Jedenfalls ist es in letzter Zeit um ein Vielfaches schlimmer und bezieht sich auch auf Dinge, die ich eigentlich gerne mache. Und es ist ziemlich ambivalent. Denn einerseits wäre ich gerne viel mehr draußen, viel mehr an der frischen Luft, viel mehr in Bewegung und viel mehr mit dem Fahrrad unterwegs. Auf der anderen Seite aber will ich immer häufiger nicht raus.

Dieses Schild hing schon in unserer Darmstädter Wohnung an der Wohnungstür. Aber ich habe keine Angst vor diesem Draußen. Ich will einfach nicht. Anders kann ich es kaum beschreiben. Ich spüre das in jeder Faser meines Körpers. In mir schreit es richtiggehend. Heute habe ich mich zunächst im Bad versteckt. Das Bad ist privat, da platzt keiner beim anderen einfach so rein. Im Bad hat jeder seine Ruhe. Nach einer Weile bin ich aus dem Bad raus, selbst das fiel mir schon schwer. Ich stand am Fenster, beobachtete die Möwen und den Himmel. Ich wäre gerne draußen unterwegs, mir kommen die Tränen.
Aber sobald ich denke: “Okay, dann raffe ich mich jetzt auf”, wird mir flau im Magen und ich schaffe es nicht. Ich schaffe es nicht einmal, zum Lebensabschnittsgefährten zu gehen und ihm mitzuteilen, dass ich es nicht schaffe, rauszugehen. Das geht etwa 20 Minuten so, ich halte das kaum aus. Dann schaffe ich es endlich, bis zur Wohnzimmertüre zu gehen und der Mann wird auf mich aufmerksam. Und dann schaffe ich es immerhin, ihm zu sagen, dass es mir so furchtbar elend geht.
Jetzt ist er alleine mit dem Fahrrad unterwegs und ich sitze hier, schreibe diesen Beitrag und trinke einen Kaffee. Und das ist gleichzeitig okay und nicht okay.