In dem Ei, in dem er lebte, fühlte er sich einigermaßen wohl. Zwar war die Schale, die ihn von der Außenwelt trennte, recht dünn, aber dennoch stark genug, um nicht allzu viel von der Welt um ihn herum mitzubekommen. Naturgemäß drang auch das Licht nur sehr gedämpft durch die Schale von seinem Ei. Aber auch dies empfand er als sehr angenehm, fühlte sich in dieser diffusen Beleuchtung beschützt und geborgen.
Auf einer Seite der Eierschale befand sich ein winziges Loch. Dadurch drangen die Geräusche der anderen Welt zu ihm herein, die er sich aber im Laufe der Zeit angewöhnt hat zu ignorieren. Außerdem konnte er gelegentliche Blicke in diese Welt werfen. Dies tat er aber nur höchst selten und ausgesprochen ungern. Einerseits blendete ihn das helle Licht und schmerzte in den Augen, andererseits wollte er von dieser Welt gar nichts sehen. Er wandte sich dann voll Abscheu und Ekel ab, blickte zufrieden in sein Ei und war froh, an diesem Außenleben nicht teilnehmen zu müssen.
Durch dieses musste er sich aber auch hindurch zwängen, wenn er etwas Dringendes zu erledigen hatte. Das kam eher selten vor, war ihm jedoch jedes Mal äußerst unangenehm. In den Nächten zuvor hatte er dann bereits Alpträume von Schlangen, deren Körper nur aus Speiseröhre bestanden, mit einem riesigen Schlund, der das Ei aufnahm, zerdrückte und die Schale wieder ausspuckte. Sobald er sich außerhalb von seinem Ei befand, quälten ihn Gedanken daran, dass es bei der Rückkehr zerbrochen, vielleicht sogar mutwillig zerstört oder gar geraubt worden war.
Er mochte dieses Loch nicht, hätte es am liebsten dicht verschlossen. An guten Tagen träumte er, nie wieder sein Ei verlassen zu müssen, was regelmäßig ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen ließ.