Diese Seite sieht mit aktiviertem JavaScript am Besten aus

Byebye Crox

 ·  ☕ 3 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Seit ewigen Zeiten gehörten die rosa Pseudo-Crox zu meinem Schuh-Repertoire, obwohl ich sie gar nicht für mich gekauft hatte.

Es trug sich zu im Februar des Jahres 2011. Einen Tag, bevor meine Tocher mit dem Sport-Leistungskurs in die Skifreizeit aufbrach, fiel der Satz, den alle Eltern hassen: “Mama, ich brauche bis morgen …” In unserem Fall waren das Hausschuhe.

Wo um alles in der Welt sollte ich denn nun Hausschuhe herkriegen? In unserem Haushalt existierten seit der Kindergartenzeit keine Hausschuhe mehr, weil keiner von uns gerne Hausschuhe trägt. Für einen Shopping-Ausflug in die Innenstadt hatten wir keine Zeit mehr. Mir fiel ein, dass der Discounter in der Nähe diese (damals für mich noch völlig fremden und neumodischen) Plastiktreter im Angebot hatte. Zähneknirschend stimmte meine Tocher zu, ein solches Paar zu erwerben, und wir maschierten los.

Das einzige einigermaßen passende Paar entsprach zwar nicht so ganz den modischen Vorstellungen der künftigen Trägerin, aber in Ermangelung einer Alternative wurden die Teile für ein paar wenige Euro gekauft. Nach der Skifreizeit standen die Treter weitgehendst unbeachtet jahrelang bei uns herum. Zum Tragen zu hässlich, zum Wegwerfen zu gut.

Irgendwann fing ich an, diese Schuhe bei bestimmten Gelegenheiten zu tragen: Müll runterbringen, beim Putzen, zum Briefkasten laufen oder etwas aus dem Keller holen. Die waren schnell angezogen und erstaunlicherweise saubequem. Als die Tochter und ich uns räumlich trennten, nahm ich die Treter mit nach Darmstadt und trug sie dort zu ähnlichen Gelegenheiten.

In der Folgezeit entwickelte ich eine Vorliebe für Hausschuhe, allerdings eher für Plüsch als für Plastik.

Nur lässt sich mit denen nicht so gut zum Müll gehen, wofür die Plastikdinger dann doch ganz nützlich sind. Als weiterer Einsatzzweck entdeckte ich Campingplätze. So kam es, dass die hässlichen Treter ab und zu mit auf Reisen waren.

Für die Norwegen-Tour 2021 mussten aber neue Campingplatz-Treter her, die alten schwächelten schon ein wenig. Die Sohle war mittlerweile recht dünn und ich befürchtete, die bald durchgelatscht zu haben. Und weil sich die Plastikteile als so ungeheuer praktisch und bequem entpuppt hatten, kaufe ich diesmal sogar echte Crocs, die ich jetzt auch so nennen kann.

Rote Crocs

Mit denen latschte ich sogar in der nordnorwegischen Pampa auf meinem Morgenspaziergang durchs Gelände herum. Meine rosa Treter verrichteten aber auch weiterhin gute Dienste in der heimischen Wohnung. Und sie belustigten sogar die Jugend der Nachbarschaft.

Irgendwann bastelte ich irgendwas am Camper, die Heckklappe war geöffnet und ich hatte die Schuhe ausgezogen und auf die Heckklappe gestellt. Ich hörte einen Jungen lachen und Bemerkungen wie “Die Schuhe!”, entsetzt mit Kichern vorgetragen, rufen. Und irgendwann rief er: “Hey, Schwester! (Name von der Red. geändert) Ich habe ein paar Schuhe für dich gefunden!” Ich glaube, dem haben meine Treter überhaupt nicht gefallen.

Warum ich das hier alles schreibe? Heute Morgen, nach nunmehr 14,5 Jahren musste ich Abschied von den geliebt-gehassten Tretern nehmen. Die waren jetzt schon ziemlich durchgelatscht und mir taten mittlerweile die Füße darin weh. Heute Morgen habe ich sie im Müllcontainer entsorgt. Die hässlichen Pseudo-Crox aus dem Discounter gibt es nicht mehr.

Rosa Crocs-Imitate


dark*
geschrieben von
dark*
don't expect a bright light