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Amtsschimmel

 ·  ☕ 4 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*
Amt fuer Buergerdienste und Soziales - So lautet die offizielle Bezeichnung des Sozialamts hier in Berlin. Der Dienst, den diese Behoerde jetzt fuer Buerger dark* geleistet hat, ist allerdings wenig sozial.

Eigentlich habe ich mit denen ja nicht viel zu tun, da ich kein Sozialhilfeempfaenger bin. Aber als ich letztes Jahr diese Wohnung hier mietete, fehlte mir das Geld fuer die Kaution, weswegen ich dort vorstellig wurde und ein Kautionsdarlehen erbat. Mit Erfolg. Gleichzeitig beantragte ich die Befreiung von den Rundfunkgebuehren, die von mir nicht GEZahlt werden konnten. Auch diese erfolgte reibungslos, zeitlich beschraenkt bis Dezember. Vor ziemlich genau einem Jahr stellte dann einen Verlaengerungsantrag. Im Maerz erhielt ich endlich die Mitteilung, dass ich bis Juni befreit bin. Im Juli stellte ich einen neuerlichen Antrag, den ich im November anmahnen musste, weil die GEZ mir einen unfreundlichen Brief geschrieben hatte. Letzte Woche bekam ich eine Mitteilung vom Sozialamt, dass man dort seit Januar nicht mehr fuer mich zustaendig sei und meine Akte abgegeben habe, da ich ja keine Sozialhilfe bekomme. Da sei mir die Frage erlaubt, wie man mir im Maerz ohne Akte Briefe schreiben konnte.

Aber alles halb so wild, dachte ich mir, dann gehe ich eben zur zustaendigen Stelle im Bezirksamt. Dort wollte man mich zunaechst damit abspeisen, dass eine rueckwirkende Befreiung nicht moeglich sei. Nicht mit mir! Ich erklaerte der Dame, dass ich meinen Antrag doch rechtzeitig gestellt habe, dieser jedoch nicht bearbeitet wurde, was man mir bis letzte Woche auch nicht mitgeteilt hatte. Was haette ich also bitte schoen vorher tun sollen? Eine kurze Diskussion, ein paar Worte hin und her, bis sie endlich einsah, dass ich nicht unverrichteter Dinge wieder gehen wuerde. Schliesslich lag der Fehler nicht bei mir. Also wurde eine zweite Kollegin zwecks Beratung hinzugezogen. Diese erklaerte mir erneut, dass eine rueckwirkende Befreiung nicht moeglich sei, da wuerde die GEZ auch gar nicht mitmachen und ueberhaupt haette ich mich ja rechtzeitig melden koennen. Wie bitte?! Ich wurde ungeduldig. Schliesslich habe ich meinen Antrag rechtzeitig gestellt, und woher soll ich denn wissen, dass sich die Dame nach 15 Monaten ploetzlich nicht mehr zustaendig fuehlt! Beschwichtigungs- und Einigungsversuche. Man wolle beim Sozialamt meinen Brief vom Juli anfordern und dann die Angelegenheit fuer mich positiv regeln. Aber in der Zwischenzeit solle ich besser die (mittlerweile ca. 100 Euro hohe) Rechnung bezahlen, damit ich "nicht noch mehr verbocke". WAS?! Laut und deutlich hoere ich das Peitschenknall-aehnliche Geraeusch meines soeben gerissenen Geduldfadens.

"Ich habe hier ueberhaupt nichts verbockt! Und ich kann auch nichts dafuer, wenn die Frau H. Aeonen braucht um einen Brief zu bearbeiten!" Mein Begleiter kann sich das Grinsen nicht verkneifen, weitere Beschwichtungsversuche seitens der hingezugezogenen Beraterin. So war das ja alles gar nicht gemeint und Blablabla. Natuerlich hat sie das so gemeint, genau so und nicht anders. Schliesslich wird mir die ganze Zeit schon unterschwellig zu verstehen gegeben, dass ich mich gefaelligst frueher schon hier im Buero einzufinden gehabt haette. Mindestens dreimal habe ich schon erklaert, warum denn diese Frau H. vom Sozialamt ueberhaupt der Ansprechpartner meiner Wahl gewesen ist. Und Dankbarkeit erwartet man obendrein von mir, schliesslich habe man die versaeumte Bearbeitung im Juli ja nicht zu verantworten. Ich etwa? Was wollen die ueberhaupt von mir? Erst muss ich mich tadeln lassen, weil ich mich an die falsche Stelle gewandt habe, jetzt bin ich an der zustaendigen Stelle und dann das ist auch wieder nicht richtig...

Tief durchatmen. Meine Motivation, das staendig ueberfuellte Sozialamt aufzusuchen und lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen, um die Angelegenheit dort zu regeln, haelt sich in aeusserst bescheidenen Grenzen. Also Laecheln aufsetzen und das Ganze nochmal von vorn. Endlich wird eine Einigung erzielt, die Sachbearbeiterin wird sich mit Frau H. in Verbindung setzen, sich mein Schreiben zuschicken lassen und mich dann anrufen und einen neuen Termin vereinbaren, den ich dann ohne Wartezeiten wahrnehmen kann. Geht doch.

Heute rief sie an. Mein Schreiben vom Juli sei im Sozialamt nicht angekommen (was allerdings nicht sein kann, da ich im selben Briefumschlag ein weiteres Schreiben bezueglich der Rueckzahlung des Kautionsdarlehens mitgeschickt habe, der sehr wohl angekommen und auch beantwortet ist). Man kann mich also nur ab Dezember befreien, am Montag soll ich mir den Bescheid abholen. Den Rest muss ich beim Sozialamt regeln. Ausserdem waere es wirklich ratsam, die GEZ-Gebuehren fuer Juli bis Dezember vorlaeufig zu bezahlen, um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Ehm...? Wenn ich nun die Gebuehren bezahlen kann, brauche ich keinen Bescheid mehr darueber, dass ich die Gebuehren nicht bezahlen muss, weil ich sie nicht bezahlen kann. Was tun - Recht oder Ruhe haben wollen? Ich schreib' jetzt erstmal an die GEZ, mal gucken, was die sagen, wenn sie noch laenger auf ihr Geld warten muessen.
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dark*
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dark*
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