Diese Seite sieht mit aktiviertem JavaScript am Besten aus

Achterbahnfahrt

 ·  ☕ 5 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Bisher ist das hier alles, was ich von Schottland gesehen habe. Und kurzfristig sah es so aus, als würde das vorerst so bleiben.

Schottland

Das Bild entstand, als wir 2018 nach Island fuhren und dabei Schottland passierten. Da dies eine nichthinnehmbare Reiselücke darstellt, haben wir schon im Frühjahr dieses Jahres beschlossen, diese aufzufüllen und im Juli dann die Fähre von Hoek van Holland nach Harwich gebucht und damit begonnen uns vorzufreuen.

Aber mein Leben wäre ja nicht mein Leben, wenn es sich nicht wie mein Leben aufführen würde.

Knapp eine Woche nach der Buchung beschloss ich, doch mal die Hausärztin wegen meines Hustens aufzusuchen. Der Rest der Geschichte ist dem geneigten Leser ja bereits bekannt. Alle anderen können hier nachlesen.

Nach fast zwei Wochen mit den Medikamenten will ich mal kurz berichten.

Am ersten Tabletten-Tag (vorletzten Montag - ich muss den Kram jeweils Montag, Mittwoch und Freitag nehmen) dachte ich, ich sterbe. Normalerweise habe ich ja keine große Angst vor Nebenwirkungen und bin auch nicht verlegen drum, bei Kopfschmerzen, Schnupfen oder Bauchweh die entsprechenden Pillen einzuschmeißen. Aber so hartes Zeug wie schon die Chemotherapie und jetzt auch das ringt mir durchaus einen gewissen Respekt ab. Daher kann ich nun nicht sagen, ob ich den ganzen Tag halbtot auf der Couch rumlag, weil die Tabletten so heftig wirkten, oder ob das der Psyche geschuldet war. Vermutlich eine Mischung aus beidem. Mir war schummrig wie auf Drogen, die Augen taten weh und flimmerten, mir war übel, die Beine waren schwer, ich war völlig abgeschossen und pinkelte leuchtend Orange.

Am zweiten Tabletten-Tag blieb ich morgens gleich im Bett. Nach etwas mehr als 30 Minuten setzte die Wirkung ein. Der Kreislauf war down und die Sehnerven waren ziemlich gereizt. Ein wenig Übelkeit trat auch wieder auf den Plan. Den Vormittag über blieb ich im Bett, Bettdecke über den Kopf gezogen und langweilte mich leidend. Nachmittags torkelte ich ein wenig durch die Wohnung, am nächsten Tag war ich fix und fertig. Ich hatte schließlich am Tag zuvor einen anstrengenden Tag gehabt.

Am dritten Tabletten-Tag war ich am Boden zerstört. Wenn das nun ein Jahr so gehen sollte, hatte ich doch starke Zweifel, ob ich das durchhalten würde. Und ob es sinnvoll sei, so in den Urlaub zu fahren? Ich muss nicht durch halb Europa cruisen, um dann die meiste Zeit nur im Camper zu liegen. Ich war kurz davor, die Reise abzusagen. Dann kam mir eine Idee, die ich zuvor noch probieren wollte: Ich könnte die Tabletten ja abends nehmen. Wenn ich nachts schlafe, bekomme ich nicht mit, ob ich müde, fertig und kaputt bin und die Augen sind sowieso zu. Das probierte ich noch an diesem Freitag aus.

Samstagmorgen war der Urin nicht nur orange, sondern eher rot. Klar, war ja über Nacht konzentrierter. Ansonsten fühlte ich mich, als hätte ich zwar eine anstrengende Nacht gehabt und etwas wenig geschlafen, aber nach zwei, drei Kaffee ging es halbwegs. Seither nehme ich die Tabletten abends (nun schon dreimal) und komme ganz gut zurecht damit.

Ich bin zwar nie voll leistungsfähig, aber das ist immer noch besser, als jede Woche drei Tage pauschal aus dem persönlichen Kalender streichen zu müssen, weil man nur liegt und leidet. Zumindest von meiner Seite stand dem Urlaub damit nichts mehr entgegen.

Dafür kränkelte Bert nun rum, die Motorkontrollleuchte geht ab und zu mal an. Am 13. September tauchte das Problem erstmals auf. Wir löschten den Fehler und fuhren weiter, was die Motorkontrollleuchte wenig beeindruckte, sie ging einfach wieder an und wir wurden am 22. September in der Werkstatt vorstellig. Man las den Fehler aus und tauschte einen Sensor. Aber auch das beeindruckte die Motorkontrollleuchte wenig, sie ging wieder an.

Der nächste Werkstatttermin war am 2. Oktober. Und wir hatten noch ziemlich Glück, dass wir diesen Termin sowieso schon für einen Reifenwechsel gebucht hatte, mittlerweile ist in der Werkstatt nämlich mehr als die Hälfte der Mitarbeiter wegen Corona ausgefallen. Immerhin, so konnten wir anbieten, können wir die Probefahrt am Feiertag selbst durchführen und anschließend wiederkommen und entweder die Rechnung bezahlen oder das weitere Vorgehen besprechen. So beschlossen wir es, es gab ein Software-Update für das Auto und irgendein Potentiometer war voller Öl, was gereinigt wurde. Wir fuhren vom Hof und am Dienstag ein wenig in der Gegend herum.

Natürlich ging die Motorkontrollleuchte wieder an.

Ich war am Boden zerstört. Wir können doch nicht mit einem Auto in den Urlaub fahren, das offensichtlich defekt ist. Und selbst wenn das Auto am Mittwoch oder Donnerstag noch einmal “repariert” würde, wie viel Vertrauen habe ich dann in dieses Auto, wenn ich Freitag auf die Autobahn fahre? Genau, null.

Endzeitstimmung machte sich breit. Und die machte sich ziemlich breit. Wir haben ja auch noch Großes geplant, ein Sabbatical zum Beispiel, das ich immer noch in Gefahr sehe, denn meine Therapie geht mindestens ein Jahr. Und ein ganzes Jahr Urlaub will schließlich rechtzeitig vorher geplant sein. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Zu allem Überfluss ging am Mittwochmorgen auch noch mein Laptop kaputt. Lüfter tut’s nicht mehr, hat er gesagt. Das ist sehr schlecht.

Das war der Punkt, an dem wir geguckt haben, wie die Bedingungen zum Stornieren oder Umbuchen der Fähre sind. Wir gaben uns noch Zeit bis wir nachmittags in der Werkstatt waren, um zu hören, was der Meister nun zum Thema sagt.

Für den Laptop telephonierte der Lebensabschnittsgefährte mit einem Teilehändler in NRW, bei dem man die Ware auf dem Weg nach Holland auch hätte abholen können. Der versprach aber, den Lüfter sofort abzuschicken und verpackte ihn noch während des Telephonats. Hoffen wir, dass das klappt.

Der Werkstattmeister meinte, wir könnten mit dem Auto in den Urlaub fahren. Wir sollen die Fehlermeldung im Auge behalten. So lange es immer derselbe Fehler ist, bräuchten wir uns nicht viele Gedanken machen, wenn ein anderer Fehler ausgegeben wird, sollen wir handeln. In der Zwischenzeit wird er zu Ford Kontakt aufnehmen und nachfragen, ob es zu diesem Problem global einen Lösungsansatz gibt. Die Alternative wäre, ein Teil nach dem anderen auszutauschen und zu hoffen.

Okay, wir können also fahren. Und wir müssen hoffen, dass alles gut geht. Uff.

Jetzt erstmal Kaffee und Reisefieber …

Teile auf

dark*
geschrieben von
dark*
...