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Ab heute bin ich Privatier!

 ·  ☕ 2 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, denn streng genommen ist der Anfang schon viele Jahre her. Schon lange vor der Pandemie sind die Bürobesuche weniger geworden und die letzte Teamsitzung hatte ich im Jahr 2018 anberaumt. Damals bin ich schon jedes Mal mit der Kündigung im Gepäck nach Krefeld gefahren - für alle Fälle. Irgendwann reichte die theoretische Möglichkeit der Kündigung dann auch nicht mehr aus. Und jetzt merke ich, dass ich momentan gar nicht aufschreiben will, was dazu geführt hat. Nur so viel: Die Pandemie bzw. der Umgang mit derselben seitens meines Arbeitgebers ist nicht der Grund, sondern bestenfalls der Auslöser, der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Wie geht es nun weiter?

Pflichtbewusst habe ich mich zunächst bei der Agentur für Arbeit, wie das Arbeitsamt schon seit vielen Jahren euphemistisch heißt, gemeldet. Ich erklärte der Sachbearbeiterin, was meine Intention zu kündigen war und was ich nun vorhatte. Sie erläuterte mir, welche alternativen Möglichkeiten ich hätte. Meine Intention zu kündigen war ein Burnout. Das schilderte ich ihr möglichst zusammengefasst. Mein Plan war, vorläufig nichts weiter zu tun, als mit mir selbst und meinem Leben wieder klarzukommen. Ich habe einiges gespart, damit komme ich eine Zeit lang über die Runden. Sie meinte, das wäre doch nicht nötig, mein Erspartes dafür zu opfern, ich sollte mich krankschreiben lassen. Wir vereinbarten einen telephonischen Besprechungstermin in der Woche vor Weihnachten.

Ich habe das sogar tatsächlich versucht. Ich war in einer Arztpraxis, kam allerdings nicht weiter als bis zum Eingangsbereich. Durch die Glastür konnte ich das Geschehen im Innern beobachten, eine Patientin war noch vor mir an der Anmeldung. Während wir hier in Rostock eine 7-Tage-Inzidenz von über 400 haben, sitzt da die Schwester (und ja, die heißen hier tatsächlich “Examinierte Sprechstundenschwester”, das ist deren Berufsbezeichnung) ohne Maske hinter Plexiglas. Und als ich noch überlege, was ich davon halten soll (Spoiler: nichts), kommt die Ärztin aus dem Behandlungszimmer, Maske unterm Kinn. In dem Moment bin ich wieder gegangen.

Es kam der Tag des telephonischen Besprechungstermins. Ich schilderte der Sachbearbeiterin meine Erfahrung und dass ich darauf keine Lust hätte. Sie riet mir, trotzdem Arbeitslosengeld zu beantragen und meine Gründe zu schildern. Ich lehnte aber auch das ab, weil ich zwischenzeitlich zu dem Entschluss gekommen war, dass ich Zeit für mich brauche. Zeit ohne Verpflichtungen von Arztbesuchen oder dem, was die Agentur für Arbeit von mir will. “Gut, dann trage ich sie jetzt als Hausfrau ein.”

Bitte was? Also der letzte Job, auf den ich Lust habe, ist Hausfrau. Ich bevorzuge die Bezeichnung Privatier.

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