Die Stute, die im Februar bereits einmal krank war, die Stute, die das Lieblingspferd meiner Tochter und mir im Stall ist, bietet nun ein trauriges Bild.
Heute Morgen waren wir bereits gegen 8:00 Uhr im Stall, da dort zur Zeit ein Ferienlehrgang stattfindet. Wir waren die ersten und schlenderten wie üblich einmal die Stallgasse entlang. Der Wallach, der schon seit Monaten mit seinem Hufgeschwür kämpft, stand wie üblich missmutig in seiner Box. Neben ihm eine niedliche Haflingerstute, die zur Zeit ebenfalls lahmt. In der dritten Box stand überraschend “unsere” Stute. Zunächst sah ich nur den grünen Verband an der Fessel, die bereits im Januar verletzt war. Damals war es eine Schwellung an der Sehne, die nach einer Woche Boxenruhe wieder behoben war. Ich dachte zuerst, dieses Leiden wäre wieder ausgebrochen. Als ich auf die andere Seite ging, sah ich, dass das Bein bis oben geschient ist. Das Tier freute sich zwar ein wenig über die Abwechslung unserer Anwesenheit und in der Hoffnung auf Futter, ließ aber gleich wieder den Kopf hängen, als es merkte, dass es nichts bekommt. Es fühlt sich augenscheinlich sehr elend.
Kurz darauf traf die Stallbesitzerin ein und beantwortete unsere Fragen. Gestern hat die Stute beim Reinholen, statt durch das Tor zu laufen, versucht über den Zaun zu springen. Dabei ist sie wohl am Elektrodraht hängen geblieben, hat sich das Bein aufgerissen, eine Sehne durchgerissen und eine Sehne angerissen. Warum sie diesen Weg wählte, ist ein Rätsel. Für gewöhnlich nehmen Pferde den Weg des geringsten Widerstandes. Die Beiden, die für das Reinholen verantwortlich waren, behaupten, dass nichts Außergewöhnliches gewesen wäre. Der Sohn der Stallbesitzerin, der die Zwei schon seit Jahren kennt, glaubt ihnen jedoch nicht so recht. Vielleicht haben sie das Tier zu sehr gescheucht, weil es freiwillig nicht gehen wollte, und trauen sich nun nicht dies zuzugeben aus Angst vor möglichen Konsequenzen. Vielleicht sagen sie aber auch doch die Wahrheit.
Wie dem auch sei, es spielt nun eh keine Rolle mehr. Der Tierarzt hat heute Morgen mindestens vier Wochen absolute Boxenruhe verordnet. Wenn dann die Schiene abgenommen werden kann, darf sie möglicherweise ein paar geführte Runden in der Halle drehen. Danach muss man sehen, inwieweit sie weiter bewegt werden kann. Geritten werden darf sie frühestens in einem halben Jahr wieder - wenn überhaupt. Denn dies wäre der Verlauf im günstigsten Fall. Da der Riss und der Anriss an recht ungünstigen Stellen sind, besteht auch die Gefahr, dass die Sehnen gar nicht mehr ordnungsmäß zusammenwachsen werden und sie nie wieder richtig laufen kann. Was dies für ein Pferd bedeutet, dürfte allgemein bekannt sein …