In letzter Zeit schleicht sich immer wieder ein Gedanke durch meinen Kopf:
Jeder hat ein Leben, nur du nicht.
Hm? Plötzlich horche ich auf:
Stimmt.
Jeder in meiner realen und virtuellen Umgebung hat anscheinend ein Leben, nur ich irgendwie nicht. Ich habe nichts, worüber ich erzählen kann, nichts, das Small-Talk-fähig wäre. Meistens stört mich persönlich das nicht sonderlich. In meinem Weblog rege ich mich über aktuelle Politik auf (ein Thema, dass mich bis vor wenigen Monaten übrigens Null interessiert hat), berichte über die wenigen Highlights aus meinem sogenannten Leben oder die kleinen Fortschrittchen meiner Russischkenntnisse. Das reicht mir. Nur stellt sich in letzter Zeit sowohl in realen Gesprächen mit echten Menschen aus Fleisch und Blut (sic! Egal, wie blutleer sie manchmal scheinen …), also auch virtuell (ICQ, Mails etc.) immer wieder das Problem, dass ich einfach nicht weiß, was ich sagen soll, weil ich nichts zu erzählen habe. Oft entsteht dann peinliches Schweigen oder krampfhaftes Gelaber. Letzteres ist ungemein anstrengend.
Heute war auch wieder so ein Tag des krampfhaften Gelabers. Abends bin ich dann kaputter als hätte ich den ganzen Tag hart gearbeitet. In schwachen Momenten, die vermutlich auf die Erschöpfung zurückzuführen sind, frage ich mich, ob ich mir nicht doch wieder ein Leben zulegen sollte. Das wäre zumindest für dieses Problem eine Lösung. Allein die Vorstellung, wie ein solches aussehen könnte und zu führen wäre, fehlt mir völlig. Und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr macht sich der Gedanke breit, dass ich das doch gar nicht will. Wie denn auch?
How to get a life being addicted to death?