Gestern Abend, ich wollte gerade das Licht ausschalten und mich ausgestreckt zur Ruhe legen - was mittlerweile wieder nahezu schmerzfrei möglich ist -, ließ zuvor gewohnheitsmäßig den Blick über die weiß gestrichene Zimmerdecke schweifen, um sicherzugehen, dass sich keine ungebetenen Gäste durch die geöffneten Fenster eingeschmuggelt haben, da schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, der den Wunsch zu schlafen zunächst einmal verdrängte.
Überall dort, wo nachts Licht brennt, rotten sich die nachaktiven unter den Insekten zusammen. Man kennt das ja beispielsweise von Campingplatztoiletten, die meist die ganze Nacht beleuchtet sind. Dort kreucht und fleucht alles, was mehr als vier Beine hat und nachts nicht schläft. Begünstigt durch den Umstand, dass Campingplätze zumeist im Grünen liegen, mit allerlei Bäumen, Sträuchern und Gestrüpp, nicht nur drum herum, sondern einfach überall, ist dort die Hölle los. Und das ist die Hölle für einen Spinnen- und Insektenphobiker wie mich, der sich den Teufel mit acht haarigen Beinen, zwei Paar Flügeln, Facettenaugen, Chitinpanzer und langen Fühlern vorstellt, und nicht als sympathischen Pferdefußträger mit Hörnern und Oma.
Ähnliche, wenn auch meist harmlosere Nebenhöllen findet man auch auf einsamen Autobahntoiletten, S-Bahnhöfen, in Unterführungen, Bushaltestellenwartehäuschen, eigentlich an jeder Straßenlaterne - überall dort, wo nachts Licht brennt. Millionen und Abermillionen von Insekten schwirren, summen und flattern Nacht für Nacht um Millionen von Lampen. Diese Vorstellung jagt mir eiskalte Schauer über den Rücken, wirft aber auch eine Frage auf:
Was haben die früher, als es noch kein elektrisches Licht gab, während der Nacht getan?