Neulich, irgendwann zwischen dem 11. September und Nikolaus des vergangenen Jahres, stellte ich, aufmerksam geworden durch Tropfgeräusche, unter meiner Spüle eine kleine Undichtigkeit fest. Ein fachmännischer Blick in das Chaos meines Spülenunterschrankes bestätigte meinen Verdacht: Von der Armatur tropfte langsam aber stetig Wasser auf das Kunststoffgehäuse des darunter befindlichen Durchlauferhitzers. Ich behob den Schaden durch das exakte Platzieren eines Glases und gab meiner Armatur Zeit sich selbst zu reparieren.
Vor kurzem, es muss Anfang Februar gewesen sein, bekam ich einen Arbeitsanfall und begab mich eifrig in die Küche um den Abwasch zu erledigen, bevor die Teller laufen konnten. Ich spülte eine Weile bis ich feststellte, dass meine Füße nass wurden. Ich sah auf den Boden und der Anblick, der sich mir bot, ließ spontane Hoffnungen auf einen baldigen Tod durch Ertrinken aufkommen. Reflex gesteuert riss ich die Tür meines Spülenunterschrankes auf und sah meine Befürchtungen erneut bestätigt: Das Wasser plätscherte munter von der Armatur in das randvolle Glas, von dort auf das Kunststoffgehäuse des Durchlauferhitzers und von diesem der Gravitation folgend an allen vier Seiten auf den Boden runter, wo es sich unkontrolliert ausbreitete. Wäre ich romantisch veranlagt, hätte ich diesem Szenario vielleicht einen gewissen Reiz abgewinnen können; bin ich aber nicht, habe ich also nicht.
Mein Blick fiel als nächstes auf ein weiteres, wesentlich dramatischeres Problem: Neben dem Durchlauferhitzer saß regungslos eine kleine Spinne, die mich feindselig anblinzelte. Da meine Naturverbundenheit bei Arachniden sowie Insekten jeder Art (Ausnahme: Marienkäfer, die finde ich hübsch) abrupt endet, verlor die Spinne in der Sekunde des Entdecktwerdens ihre Lebensberechtigung. Ich griff zum Telephon und wählte die Notrufnummer des lokalen Tierchen-Terminators. Leider hatte mein Nachbar die Mailbox an, war also nicht erreichbar und ich auf mich allein gestellt. Ich wählte eine Waffe, die zwei Hauptkriterien erfüllte: Größtmögliche Distanz zwischen mir und dem Feind sowie ein Höchstmaß an Effektivität. Der Kampf war kurz und für mich siegreich. Die Spinne hatte die Wahl, ihre Evolution auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen um sich dem neuen Lebensraum Staubsaugerbeutel anzupassen oder zu sterben.
Ich widmete mich wieder dem sintflutartigen Treiben unter meiner Spüle und beschloss, diesmal geeignetere Maßnahmen zu ergreifen. Nachdem ich den Schrank komplett ausgeräumt und trocken gelegt hatte, stellte ich eine große Plastikschüssel unter den Durchlauferhitzer. Dadurch hoffte ich Zeit zu gewinnen, bis ich mich aufraffen konnte, eine fachmännische Reparatur (alles solange mit Silikon zuschmieren bis es aufhört zu tropfen) durchzuführen. Meine innere Stimme warf mir Faulheit vor; ich konterte mit dem Argument, dass Silikon nur auf trockenen Untergründen ausreichend haften würde, meine innere Stimme gab sich geschlagen und verstummte wieder. Die Anschaffung einer neuen Armatur würde sich nicht lohnen, da innerhalb der nächsten drei Monate entweder meine Wohnung fertig gestellt oder mein Tod eintreten wird, wie ich hoffte.
Dies alles war durch das groblöchrige Sieb, welches ich groteskerweise immer noch als Gedächtnis bezeichne, gefallen bis ich heute Morgen erneut begann, mein Geschirr zu spülen um die Zeit der Schlaflosigkeit totzuschlagen. Das warme Wasser lief aus der Leitung, ich spülte, es plätscherte, meine Füße wurden nass. Ohne das Wasser abzustellen, öffnete ich den Spülenunterschrank und betrachtete fasziniert die Niagarafälle. Für einen Moment überlegte ich, mein Spülaktivitäten unter die Spüle zu verlegen, da dort mehr Wasser lief als in der Spüle. Ich verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder, da mein Rücken mir ein Arbeiten in Embryonalstellung eventuell übel nehmen könnte. Ich griff in die Fluten um die Plastikschüssel aus dem Schrank zu heben und zu leeren, dann stellte ich sie anschließend wieder drunter.
Ich hatte von meinem Sanitär-Problem die Schnauze voll und ging duschen. Allerdings war heute wirklich alles gegen mich. Mein Durchlauferhitzer spinnt schon seit längerem rum, schaltet sich nach Lust und Laune ein und aus. Heute entschied er sich aus zu bleiben, also kontaktierte ich meinen Vermieter. Dieser zog die fachmännische Hilfe eines Elektrikers hinzu, der das Gerät für anfällig und überhaupt untauglich erklärte und bestimmte, dass ich ein neues bräuchte. Morgen baut er es ein.