Als ich neulich beim darkinchen zu Besuch war, ließ ich ihr unter anderem Geld für eine dringend erforderliche Reparatur des Rollers da. Das Licht funktionierte nicht mehr. Außerdem sprang das Teil schlecht an und die Bremsen könnten auch mal überholt werden. Soweit, so gut. Ein paar Tage später fuhr das darkinchen in die Werkstatt, womit die Probleme erst begannen …
Der freundliche Mechaniker sprach das Todesurteil für den Roller aus. Die Lampen für die Beleuchtung ließen sich nicht austauschen, da irgendjemand die Fassungen entfernt und die Leuchtmittel direkt am Roller festgelötet hatte. Die Bremsscheibe am Vorderrad ist total verbogen und muss mit den Belägen ausgetauscht werden und irgendetwas war mit der hinteren Bremse nicht in Ordnung, sodass auch hier eine Reparatur aufwendig würde. Im jetzigen Zustand sei der Roller lebensgefährlich, eine Reparatur würde sich allerdings nicht lohnen, das darkinchen solle das Teil möglichst umgehend verschrotten. Sie musste ihm versprechen, keinen Meter weiter als bis Zuhause zu fahren.
Tief durchatmen!
Seither steht der Roller ungenutzt vor der Türe herum. Das darkinchen ist viel zu Fuß und mit den zwar flächendeckend aber leider nur stündlich verkehrenden Viersener Buslinien unterwegs, während ich versuche, mein Kind wieder etwas mobiler zu machen. Angesichts des nahenden Winters hatten wir uns entschieden, erst einmal ein Fahrrad zu kaufen. Nach einigem Rumgesurfe und der erneuten Erkenntnis, von Fahrrädern eh nicht allzu viel Ahnung zu haben, entfernte ich mich von der Idee, ein gebrauchtes Rad zu kaufen und verglich Preise von neuen Fahrrädern. Nachdem ich auch damit zwei oder drei Tage verplempert hatte, bewahrheitete sich Goethes Warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah mal wieder. So landete ich auf der Webseite des Fahrradladens, der schräg gegenüber unserer alten Wohnung war. Dort gibt es das Objekt der Begierde zu einem angemessenen Preis, etwas teurer als bei den Online-Händlern, aber dafür komplett montiert und mit nettem Service.
Gestern Abend schrieb ich eine E-Mail mit der Anfrage, ob das Rad vorrätig sei und einfach so abgeholt werden könne. Heute Morgen kam die Information, dass das Fahrrad zurzeit nur in der kleineren Ausführung da sei, wir aber wegen der Körpergröße besser auf die größere Variante warten sollen, diese müsste in den nächsten Tagen eintreffen. Wir ärgerten uns ganz kurz, fanden uns damit ab und warteten. Dann überschlugen sich die Ereignisse ein wenig.
Mittags waren zwei Fahrräder eingetroffen, ob wir eines haben wollten. Ich rief um 15 Uhr das darkinchen an, das gerade auf dem Weg zum Stall war. Um 17 Uhr könne sie dort sein, was ich dem Händler mitteilte. Dann ging ich unter die Dusche, denn ich musste noch dafür sorgen, dass meine Tochter das nötige Kleingeld hatte. Da ich die Karte von ihrem Sparkonto habe, gestaltet es sich etwas kompliziert mit der Geldbeschaffung. Mein Plan war, am Automaten Geld mit der Karte zu holen und dieses am Schalter einzuzahlen.
Dort allerdings sollte ich auf die geballte Inkompetenz der Postbank stoßen. Ich war eh schon genervt, als ich an die Reihe kam. Die Schlange war ziemlich lang und ausgerechnet hinter mir stand die Tussi mit dem Kinderwagen. Sie tippte die ganze Zeit in ihrem Handy rum. Dadurch etwas unaufmerksam trat sie immer dicht hinter mich, wie so viele unangenehme Zeitgenossen es zu tun pflegen.
Glauben diese Leute eigentlich, dass es schneller geht, wenn der Vordermann ihren Atem im Nacken spüren kann? Ich finde es so widerlich, wenn Fremde so nahe kommen. Gerade in der Enge einer Warteschlange an der Supermarktkasse oder eben auch bei der Post, wo ja mittlerweile auch alles mit Regalen vorgestellt ist. Ein Fluchtweg ist in einer solchen Situation praktisch nicht vorhanden. Ich pflege dann immer etwas zur Seite zu treten und mich mit dem Rücken zur Wand bzw. zum Warenregal zu drehen, damit wenigstens keiner dicht hinter mir stehen kann. Leider verstehen die wenigsten diesen dezenten Hinweis und rücken noch näher auf. Das ist der Moment, in dem mir der Kragen zu platzen droht und ich aufpassen muss, nicht die Beherrschung zu verlieren.
Aber zurück zur Post-Tussi, die so dicht hinter mir stand und deswegen zwangsläufig ihren Kinderwagen neben mich schieben müsste. Geht’s noch?! Nach jedem meiner missbilligenden Blicke zog sie die Blagenkutsche fünf Zentimeter zurück, um sie Sekunden später wieder vorwärts zu schieben. So war ich dann schon Schweiß gebadet - die Contenance bei so viel Rücksichtslosigkeit nicht zu verlieren ist sehr anstrengend -, als ich endlich an der Reihe war.
Ich fuchtelte mit meinem Geld herum und erkundigte mich, ob meine Tochter das Geld denn auch sofort abheben könne. “Das kann bis zu drei Tage dauern”, wurde mir erklärt, sofort ginge nur, wenn ich die Karte dabei hätte. Was?! Schlechter Witz! Und wie sollte das darkinchen Geld abheben, wenn ich die Karte habe? Könnte ich sie ihr anschließend überbringen, könnte ich ihr ja auch das Geld in die Hand drücken. Allerdings sah er so aus, als meine er dies ernst, und weigerte sich, meiner Logik zu folgen. Ich versuchte es anders: “Und wenn ich das Geld auf mein Konto einzahle und es ihr überweise?” Dann stünde es ihr spätestens morgen zur Verfügung. Das war zuviel! Ich wurde ein wenig ungehalten und auch etwas lauter. Es müsse doch möglich sein, hier bei der Postbank Geld auf ein Konto einzuzahlen und es dem Empfänger - bei der Postbank - unverzüglich zur Verfügung zu stellen! Jede andere Bank sei schließlich auch dazu in der Lage!
Ich hatte den alten Mann verschreckt, er verschwand im hinteren, für Kunden nicht zugänglichen Bereich der Filiale. Nach einer Weile kehrte er zurück und brachte auch seine Selbstsicherheit wieder mit. Er hatte in Hamburg angerufen und dort hatte man ihm zugesichert, dass das Geld sofort verfügbar sei, wenn ich es auf mein Konto einzahlte und dann am Automaten auf das darkinchen-Konto überweise. So geschah es dann auch und noch während ich die SMS ans darkinchen tippte, dass sie nun Geld auf dem Konto hatte, kam auch schon die Nachricht von ihr, dass das Geld eingetroffen sei. Donnerwetter!