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Nebenwirkungen

 ·  ☕ 3 Minuten zum Lesen  ·  ✍ dark*

Die Übelkeit scheint langsam ertrĂ€gliche Formen anzunehmen. Teilweise lĂ€sst es sich sogar morgens aushalten. Grundvoraussetzung: Vorher etwas essen und ruhig liegen. Der Magen hat sich schon so sehr daran gewöhnt, dass er das trockene Toast am Morgen fordert. Komplett neue Lebensgewohnheit. Abends ist mir nur selten ĂŒbel davon und nicht so intensiv wie morgens.

StĂ€ndig habe ich einen trockenen Mund und das GefĂŒhl auszutrockenen. An schlimmsten ist es morgens mit einer Pappfresse, als hĂ€tte ich die ganze Nacht einen Flokati sauber geleckt, aufzuwachen. Allerdings hat die Trockenheit auch etwas Gutes: FrĂŒher habe ich grundsĂ€tzlich zu wenig und fast ausschließlich Kaffee getrunken. Der Kaffee schmeckt jetzt nicht mehr so gut und ich trinke viel Wasser. Das schadet sicherlich nicht.

Meine Haut ist wieder völlig normal. DafĂŒr habe ich jetzt irgendwelche BlĂ€schen in der Mundschleimhaut, die aber auch schon wieder auf dem RĂŒckzug sind.

Ich habe den Eindruck, nach Chemie zu riechen. Ganz extrem ist es morgens, wenn das ganze Bett so riecht. Ekelhaft. Ich will wieder ein Bett, das nach mir riecht! Ich kenne diesen Zustand ĂŒbrigens von meinen zahlreichen Operationen. Nach denen riecht man tagelang nach dem Narkosemittel und/oder dem Zeug, das man anschließend bekommt, um eine Wundinfektion zu verhindern. Wenn es hier auch so ist, werde ich mich mit dem Geruch wohl oder ĂŒbel noch ein paar Wochen abfinden mĂŒssen. Am liebsten wĂŒrde ich mein Bett tĂ€glich frisch beziehen, beschrĂ€nke mich aber auf zwei- bis dreimal pro Woche. Unter der Dusche bekomme ich eine Krise, wenn sich der Geruch nicht abwaschen lĂ€sst. TagsĂŒber geht es einigermaßen, nur der Geschmack nach Chemie ist manchmal da, selbst wenn ich ZĂ€hne putze, bis das Zahnfleisch blutig ist.

GerĂŒche und GeschmĂ€cker sind generell ein Problem. Tomaten schmecken nicht mehr. Schinkenwurst und GewĂŒrzgurken sind jetzt lecker. Das seit Jahren verwendete Haarshampoo riecht ekelhaft. Salamipizza ist essbar und Sahnetorte noch geiler.

Seit Tagen versuche ich Worte fĂŒr meine Stimmungen zu finden, was nicht leicht ist. Insgesamt wĂŒrde ich sagen, dass das Mittel bei mir eher stimmungsaufhellend wirkt. Ich wache morgens mit guter Laune auf und in der Regel bleibt die auch den ganzen Tag. Allerdings ist das auch nicht allzu schwierig, da ich keinerlei Sozialkontakte habe wĂ€hrend meines Urlaubs. Das Eremiten-Dasein tut mir ganz gut.

Gleichzeitig ist allerdings auch die Reizbarkeit erhöht, was zu diesen echt krassen Stimmungsschwankungen fĂŒhrt. Auslöser sind Kleinigkeiten: Irgendetwas funktioniert nicht wie gewohnt oder wie es soll, Tochter sagt oder tut was Falsches, Kater steht im Weg rum. Dann schwanke ich zwischen ausrasten und heulend in die Ecke setzen. WofĂŒr ich mich entscheide, hĂ€ngt meist vom Auslöser und vor allem davon ab, ob ich alleine bin. Das ist schon keine Achterbahn mehr, sondern eher ein Free Fall Tower. Allerdings ist der Fall in der Regel recht kurz, wenn man mich dann auch in Ruhe lĂ€sst bzw. wenn ich mich von dem ablenke, was mich gerade aufgeregt hat.

Der absolute Hammer sind allerdings die TrĂ€ume. Vor der Tabletteneinnahme hatte ich nie welche, an die ich mich erinnern konnte. Jetzt wache ich jeden Morgen auf und kann mich noch genau an meinen letzten Traum erinnern. Die TrĂ€ume sind total wirr, was sie aber immer schon waren. Der Unterschied zu frĂŒher liegt eher in der QualitĂ€t. Man könnte das als Sprung vom alten Schwarz-weiß-RöhrengerĂ€t zum HDTV bezeichnen. Enorm! Und abnorm sind sie auch. Allerdings behalte ich die Inhalte weitestgehendst besser fĂŒr mich.

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