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Tagesordnung

 ·  ☕ 2 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*
Der Uebergang zur Tagesordnung ist eigentlich nicht weiter schwer, war die aeussere Ordnung des Tagesablaufs doch zu keinem Zeitpunkt in Unordnung geraten. Dennoch wuerde ich gerne einmal sagen koennen, mein Leben nimmt wieder seinen gewohnten Gang. Diesen hat es irgendwie nie gegeben, es sei denn, das Chaos ist der gewohnte Gang meines Lebens.

(Anm. d. Verfassers: An dieser Stelle beginnt die Warum-Ich-Selbstmitleidsphase, die jedes Aufrappeln begleitet, nachdem der Schreiber wieder einmal am Boden zerstoert zu liegen glaubte.)

Am Donnerstag war ich in einer Kirche. Es war ein protestantisches Gotteshaus. Vielleicht fragt sich jetzt der eine oder andere, was es fuer eine Rolle spielt, wenn ich doch eh nicht glaeubig bin. Nun, immerhin bin ich katholisch getauft und es hat auch eine Zeit gegeben, in der man intensiv versuchte mich nach den Regeln der katholischen Kirche zu erziehen. Erfolglos jedoch, aber dies fuehrt bis heute dazu, dass mich mit der Katholischen Kirche eine gewisse Abneigung verbindet, waehrend ich mit den Protestanten noch nie etwas am Hut hatte und bis heute nicht habe. Die gotische Bauweise machte mich stutzig, schliesslich kannte ich bisher nur evangelische Kirchen, die an zusammen gezimmerte Bretterbuden mit kleinem Tuermchen erinnerten, bestenfalls schmucklose Steinhaeuser, keinesfalls jedoch Spitzboegen oder gar zwei Glockentuerme, die bis in den Himmel reichen. Einer meiner Begleiter loeste meine Verwirrung, indem er mir erklaerte, dass es im Mittelalter durchaus ueblich war, dass die Protestanten die Katholiken verscheuchten und sich der Gotteshaeuser bemachtigten. Es gab mir einen gewissen Trost, dass dieses Gebaeude urspruenglich dem Klerus gehoerte bzw. erbaut wurde.

Fast beruhigend war es da, dass ich in gewohnter Manier mein pubertierendes Kind anmotzte und mich dessen Starrkoepfigkeit sogar soweit brachte, in einem Gotteshaus laut zu fluchen. Das unmittelbar einsetzende schlechte Gewissen zeugt wohl daher, dass die Klosterschule wirklich nicht spurlos an mir vorueber gegangen ist.

Seltsam dagegen ganz andere Gedanken, die mich waehrend meines ganzen Besuchs begleiteten. In diesen hohen starken Mauern fuehlte ich mich beschuetzt und auf eigenartige Weise geborgen. Hinzu kam die angenehme Ruhe, die in diesen Haeusern herrscht. Ein alter Wunsch hat mich schon im letzten Jahr wieder heimgesucht und ich bedauere einmal mehr, nicht an Gott glauben zu koennen.
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