Ich versuche jetzt zum dritten Mal, dieses Posting zu schreiben. Keine Ahnung, ob ich es diesmal abschicke. Beim ersten Versuch hat mich der Mut (?) bereits nach dem Titel verlassen, beim zweiten Mal hab ich’s geschrieben und gelöscht - gelöscht wie so vieles, was nicht über den RAM hinausgekommen und von dort in die ewigen Byte-Jagdgründe eingegangen ist.
hey, i’m feeling tired, my time’s gone today
you flirt with suicide sometimes that’s okay
Die Zeit scheint stillzustehen. Drei Stunden ist es her, dass ich den Rechner runtergefahren hab und ins Bett ging, schlafen wollte, aber wie so oft nicht das bekam, was ich wollte, statt dessen drei Stunden grübeln und Decke anstarren, hin- und herwälzen, sterbenwollen. Irgendwann Kräfte sammeln, aufraffen, aufstehen, ‘Das gibt eh nichts’ - selbst vor dem Schlaf kapituliert. Resignation macht sich breit, nachdem ein Blick auf die Uhr den leisen Hoffnungsschimmer, dass wenigstens schon die Hälfte des Tages geschafft sei, zunichte macht. Die Zeit scheint still zu stehen, allerdings immer nur dann, wenn man gerade nicht auf die Uhr schaut, sobald man hinschaut, läuft der Sekundenzeiger weiter und die Sekunden schleichen dahin.
day is here fading, that’s when i’m insane
i flirt with suicide sometimes kill the pain
Nach weiteren zwei Stunden staring at the walls - ich kenne mittlerweile jeden einzelnen Rauhfaser-Krümel in der Tapete, es würde mir sofort auffallen, würde einer verschwinden - unterbrochen von gelegentlichem Staring-at-the-Screen versuche ich nun weiterzuschreiben, auf den Punkt zu kommen, endlich mal das zu sagen/fragen, was ich eigentlich hier will. Obwohl ‘wollen’ das falsche Verb ist, der Gedanke ‘Das darfst du nicht, das kannst du ihr einfach nicht antun’ ist es, der mich zur Zeit jede Minute begleitet, der mich weiterschreiben lässt. Aber ich schweife schon wieder ab, kann mich nicht konzentrieren, es fällt mir schwer zu schreiben.
i can’t alway say “it’s gonna be better tomorrow”
falling away from me, falling away from me
Nein, kann ich nicht sagen, denn es wird auch morgen nicht besser, vielleicht ist es morgen mal wieder etwas weniger schlimm, ein wenig erträglicher, aber nicht besser - das geht gar nicht, ‘besser’ ist die Steigerung von ‘gut’ und gut war es nie, Scheißleben …
Seit mehreren Tagen - oder Wochen, ich weiss es nicht, die Zeit hat sich selbständig gemacht, ist aus ihrer geordneten, vorgeschriebenen Bahn geflogen - macht sich eine kleine Gruppe Gehirnzellen selbständig, setzt sich für meine Tochter ein, rebelliert gegen meinen Todeswunsch und formt sich zu dem Wort ‘Therapie?’, woraufhin der Rest des graün Zellklumpens geschlossen ‘NEIN!’ schreit.
Naja, an eine Therapie selbst glaub ich ja nicht, man kann nichts wegreden, mich nicht wegreden, aber vielleicht würden Medikamente das Leiden lindern, mich lindern?! Allerdings stehe ich da (wie sollte es auch anders sein?) vor einem riesen Problem, welches ich mal versuche, zu erklären:
Ich würde es vielleicht noch schaffen, in einer Praxis anzurufen, einen Termin zu vereinbaren. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, würde ich es sogar auch schaffen, diesen Termin einzuhalten. Aber ich denke mal, dass dann die Frage kommt, was mich überhaupt dazu bewogen hat, einen Psychiater/Psychologen aufzusuchen und spätestens dann ist es vorbei, da die Antwort (wie ich aus Erfahrung weiß) unweigerlich “Nichts, mir geht es gut” lautet. Eher ist aber zu vermuten, dass es schon an der Vereinbarung eines Termins scheitert, sonst hätte ich wohl schon längst einen.
Zwei Dinge sind es, die für mich diese eventülle Möglichkeit einer Lösung (?) völlig unmöglich werden lassen:
- Ich kann niemanden um Hilfe bitten.
- Ich kann nicht über meine Gefühle sprechen.
Theoretisch wäre es nur möglich, wenn mich jemand, der weiß, was mit mir los ist, (wenn es mir ganz schlecht geht) an die Hand nimmt, zu einem Doc bringt und diesem sagt, was mit mir los ist, damit ich nur noch mechanisch Fragen beantworten muss - praktisch also gar nicht. Ich kann nicht einmal meine Freundin bitten, einen Termin für mich zu machen, mich vielleicht wenigstens zum Erstgespräch zu begleiten oder sowas. Ich kann es hier, in der virtuellen Welt, aber einer real existierenden Person sagen? Niemals! Unfortunately weiß ich noch nicht einmal, warum ich das nicht kann, so dass ich keinerlei Ansatzpunkt habe, daran selbst etwas zu ändern.
Was bleibt mir anderes, als das Problem zu beseitigen, mich zu beseitigen, was bleibt mir anderes als der Tod?
Eigentlich fing ich an zu schreiben, weil ich wissen wollte, ob es jemandem ähnlich geht, respektive ergangen ist. Letzteres wäre für mich momentan interessanter, insbesondere zu erfahren, wie man diese Blockade lösen kann, ob man sie lösen kann; das kann ich wohl nur allein, ich weiß nur nicht wie. Ich hab zwar nicht den Anflug einer Ahnung, ob ich das wirklich will, aber das ‘ob’ kann ich ja noch erwägen, wenn ich das ‘wie’ wenigstens sehen kann.
Ja, das war’s eigentlich, was ich wollte, wofür ich jetzt vier Stunden gebraucht habe, um es in Worte zu fassen.