Mit dem Qashqai sind wir an seine Grenzen gestoßen, etwas Größeres musste her. Ein Van, ein Hochdachkombi, ein Transporter - nein, das war alles nichts für uns. Wir entschieden uns anders und das kam dabei heraus:
Wir wollten einen Pickup mit Einzelkabine und mussten feststellen, dass dies zwar von immerhin zwei Herstellern angeboten wird, der Kauf aber eine komplizierte Sache ist und bei Händlern zunächst Kopfkratzen auslöst. Gebraucht ist so ein Auto fast gar nicht zu bekommen bzw. nur mit sechsstelligen Kilometerständen. Also musste es ein Neuwagen sein. Es gibt genau zwei Modelle: Toyota Hilux und Ford Ranger. Toyota ist ein Langzeitarbeitstier, der Ranger ist der Coolere. Um es kurz zu machen: Toyota war unsere erste Wahl, aber da waren die Lieferzeiten zu lang und der Kundendienst kam zu kurz, also fuhren wir zum örtlichen Ford-Händler. Dort fühlten wir uns wesentlich besser beraten, damit war der Entschluss gefallen.
Bestellt haben wir den Wagen im November, geplanter Liefertermin: Ende März. Uff, was für eine lange Wartezeit. Wir nutzen sie zur Vorfreude, zum Planen und zum Beobachten von Auto-Transport-Schiffen bei vesselfinder.com. Beobachtet haben wir letztendlich das falsche Schiff, unser Auto kam erst 10 Tage später in Bremerhaven an.
Als das Fahrzeug da war, rief uns der Händler, mit dem wir zwischendurch auch immer wieder Kontakt hatten, sofort an und wir fuhren hin, um unsere Neu-Erwerbung in Augenschein zu nehmen. Wir hatten das Auto quasi blind gekauft. Es gab keine Möglichkeit zu einer Probefahrt, da die Händler keine Pickup-Vorführwagen auf Halde haben, und auch wie die Farbe letztendlich aussieht, wussten wir vorher nicht. Entsprechend waren wir gespannt!
Wir waren begeistert! Wir haben ihn von allen Seiten und auch von innen intensiv beäugt und angefasst. Das Warten wurde in den nächsten Tagen noch viel schlimmer! Der Wagen musste aufbereitet werden und der Händler musste noch auf die Papiere warten, die nicht zusammen mit dem Auto kommen.
Am 24. März war es dann so weit, wir mussten den Qashqai abgeben und bekamen einen Leihwagen zur Verfügung gestellt.
Wie eingangs erwähnt, dachten anfangs auch Richtung Transporter, Hochdachkombi usw. Der Transit Connect, wie dieses Modell heißt, ist auch nicht schlecht, aber dennoch kamen wir wieder zu dem Schluss, dass dies nicht das richtige Auto für uns ist. Aber für die paar Tage war der Wagen natürlich in Ordnung. Und er fährt sich auch gar nicht so schlecht.
In der Zwischzeit hat unser neues Weggefährt auch einen Namen bekommen. Mein erstes Auto übrigens, das einen richtigen Namen hat. Zwei Faktoren kamen dafür zusammen: Zum einen war das neue Mail-Programm des Herrn Lebensabschnittsgefährten nicht ganz unschuldig daran, denn dort werden Absender mit Vornamen angezeigt. Der Händler heißt Bert mit Vornamen und “Gibt’s Neues von Bert?” wurde hier zur Standard-Frage. Zum anderen sahen wir ein Video über eine Familie, die mit einem Expeditionsmobil von Nord nach Süd über beide amerkanische Kontinente gefahren ist. Ihr Fahrzeug heißt Roger und wurde nach dem Vorbesitzer, der ihnen den Wagen verkauft hat, benannt. Und durch diese Kombination heißt unser Auto nun Bert.
Bert wurde den Rostockern auch schon auf der Facebook-Seite des Ford-Händlers vorgestellt.
Bert ist übrigens ein “Gelaendefz.Gue.bef.b. 3,5 - Lastkraftwagen”. Allerdings gelten die meisten Lkw-Beschränkungen für uns nicht. Lediglich Fahrt mit einem Hänger sind an Sonntagen nur erlaubt, wenn die Nutzung privat ist, “geschäftsmäßige oder entgeltliche Beförderung von Gütern” ist uns auch dann nicht erlaubt. Ich denke, die Einschränkung ist hinnehmbar.
Am Montag war es endlich soweit, der kleine Bert konnte aus dem Autoland abgeholt werden!
Meine Güte, war das aufregend! 14 Kilometer hatte er übrigens schon an Werksfahrten hinter sich, bevor er jetzt zum ersten Mal auf Rostocks Straßen unterwegs sein durfte. Und er fuhr sich … nun ja, wie ein Lkw halt. Nach dem stufenlosen CVT-Getriebe im Qashqai, war schon das normale Automatik-Getrieb im Leihwagen eine Umgewöhnung. Und nun wieder Handschaltung. Ich befürchte, die Automatik wird zu den Dingen gehören, die ich noch lange am Qashqai vermissen werde.
Leider gibt es die Einzelkabine nicht mit Automatik. Überhaupt gibt es für die Einzelkabine kaum Ausstattungsvarianten. Das macht zwar die Auswahl einfach, aber eben auch die Ausstattung. Dennoch sind wir hochzufrieden und überglücklich mit unserem neuen Fahrzeug!
Zuhause haben wir dann erstmal in Ruhe alles eingestellt und ausprobiert, was es am Auto einzustellen und auszuprobieren gibt. Viel ist es ja nicht.
Das Radio (Navi gibt es für die Einzelkabine nicht als Ausstattung) hat schon Fernweh. Ich glaube, wir müssen dem Wagen mal zeigen, wo er hier wohnt, nämlich am Meer und nicht in den Bergen!
Tja, und dann das, Auto falsch zusammengebaut! Wir haben zwar versucht, den Spiegel (automatisch abblendenden gibt es für die Einzelkabine nicht als Ausstattung) selbst zu drehen usw., aber das ging nicht und wir haben uns nicht getraut, da mit etwas mehr Kraft dranzugehen. Wir wollten halt nicht schon am ersten Tag etwas kaputt machen. Wir schickten das Photo an den Händler und der meinte zwar auch, dass man das eigentlich selbst machen kann, wir aber lieber vorbeikommen sollten, denn wenn doch etwas kaputt geht, sei das ja eben unser Problem. Also fuhren wir gestern noch einmal zu Ford und ein Werkstattmitarbeiter richtete unseren Spiegel.
Aktuell wissen wir nicht so recht, wohin wir fahren sollen. Und arbeiten müssen wir ja auch noch. Also ist “auf dem Parkplatz rumstehen und gut aussehen” das spannendste, was unser neues Auto derzeit macht. Und das kann er gut, wie vorgestern ein etwa fünf Jahre alter Passant bescheinigte, der zu seinem Vater sagte: “Guck mal der Rote da, der sieht cool aus!”
Auf Bert!