Anfang Oktober 2015 hörten wir zum ersten Mal davon, dass es in diesem Jahr neue Folgen der Serie Akte X geben soll. Ui! Da wurde es höchste Zeit, die komplette Serie sowie die beiden Filme bei Amazon.de zu bestellen und vorher noch einmal zu gucken.
Gesagt, getan. Von Mitte Oktober bis letzten Sonntag sahen wir 204 Mal in 202 Serienfolgen sowie 2 Spielfilmen den Special Agents des FBI beim Ermitteln zu. Dabei war nur Agent Scully die ganze Zeit zu sehen, Mulder verschwand am Ende von Staffel 7 und tauchte erst in der letzten Folge von Staffel 9 wieder auf. Was haben wir dabei gelernt?
Scully und Mulder ermitteln vorzugsweise im Dunkeln. Etliche Male betraten sie Tatorte im Dunkel der Nacht, selbst Leichen werden nachts exhumiert. Wenn sie im Dunkeln ein Haus betreten, betätigen sie keinesfalls den Lichtschalter, sie tappen immer im Dunkeln, ausgestattet mit ihren Taschenlampen, die sie immer dabei haben, durch finstere Räume, um Monster, Mörder und Ähnliches aufzuspüren. Lichtschalter werden nur und ausschließlich dann betätigt - und zwar mehrmals - wenn das Licht kaputt ist.
Wenn die Agenten miteinander telephonieren, um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, und während dieses Telephonats das Monster, der Mörder oder $whatever einem der beiden Gesprächspartner plötzlich gegenüber steht, verfallen sie in ein spezielles Schock-Koma: Sie schaffen es meistens noch, ihr Handy wegzustecken und ihre Waffe zu ziehen, aber niemals kommen sie auf die Idee, dem Gesprächspartner noch: “Er/sie/es ist hier!” ins Telephon zu rufen.
Scully ruft unzählige Male: “Bleiben Sie stehen!”, oder: “Nehmen Sie die Hände hoch!”, manchmal auch in Kombination und immer mit dem Zusatz: “Ich bin Bundesagentin!”, was aber nie zum Erfolg führt. Das Monster, der Mörder oder $whatever läuft unbeirrt weiter. Immer.
Scully ist aber nicht nur Bundesagentin, sie ist auch hervorragend ausgebildete Ärztin mit einem unglaublich breiten Ausbildungsspektrum sowie chirurgischer Zusatzausbildung für Lebende und Tote. Sie kann ausgezeichnet diagnostizieren (physische und psychische Krankheiten), Lebende und Tote gleichermaßen untersuchen, sämtliche Bildgebungsverfahren anwenden und die Bilder besser interpretieren als die jeweiligen Fachärzte. Mulders spezielle Fähigkeit ist Bleistifte in Zimmerdecken zu schießen.
Ab Staffel 8 wurde es anders, Scully bekam einen neuen Partner, ab Staffel 9 bekam der neue Partner eine neue Partnerin und Scully war nur noch Ärztin. Wäre ich bei Staffel 9 erst eingestiegen, hätte ich die Serie uninteressant gefunden. Das Gleiche gilt übrigens auch für den zweiten Film, der zeitlich nach Staffel 9 folgt.
Und ich glaube, das würde auch für die neue Serie gelten, die gestern auf Pro7 anlief. Mit der romantischen 90er-Jahre-Erinnerung an Scully und Mulder darf man sich das nicht anschauen. Als logischer Aufbau nach den letzten beiden Staffeln und dem letzten Film kann man das allerdings durchgehen lassen. Hinzu kommt, dass die neuen Folgen natürlich auch in der heutigen Zeit spielen mit heutiger Technik usw. Und in heutigen Zeiten mit heutiger Technik und heutigem Informationsfluss ist es schon etwas schwieriger, etwas Mysteriöses im Stil von Akte X auf die Leinwand zu bringen, ohne dass es völlig weltfremd wirkt, zumal frühere stets verschwommene Aufnahmen von Aliens, Monstern, $whatever mit HD-Technik nur schwer nachzuahmen sind. So wirkt Akte X heute etwas entmystifiziert und nur Mulders ewige Suche nach der Wahrheit und nach seiner Schwester ist - von den Schauspielern mal abgesehen - übrig geblieben.
Ich gebe der Serie aber durchaus noch Chancen und werde sie weiterhin gucken.
The Truth Is Out There