Einer der schlimmsten Tage des Jahres stand wieder einmal bevor, Anlass genug, das darkinchen vom Niederrhein nach Darmstadt zu importieren. Und eigentlich sollte das ein ruhiges Wochenende werden, denn im Rest vom Oktober und im November haben wir alle noch genug Stress vor uns. Dazu aber an einem anderen Tag mehr. Zurück zum vergangenen Wochenende.
Schon in den Tagen zuvor bahnte es sich an, ließ mich schlecht schlafen und am Freitag versaute mir eine Arbeitskollegin so derbe die Stimmung, dass ich wieder einmal kurz davon war, den Job hinzuschmeißen. Was mich immer wieder davon abhält? Zum einen die Ideologie, mit der ich den Job vor sechs Jahren übernommen habe und die ich seither reingesteckt habe. Das ist ein Stück weit mein Baby, das ich nicht so einfach aufgeben kann. Zum anderen bin ich schlicht geldgeil und nicht bereit, mich einzuschränken, was ich zwangsläufig müsste, wenn ich einen meiner Jobs aufgebe. Die Laune war also schlecht, als das darkinchen hier eintrudelte, was ich versuchte, mit der untergehenden Sonne am Horizont zu versenken.
Das darkinchen kam und die Stimmung wurde besser. Wir quatschten eine Weile, dann durfte ich mein Geschenk auspacken. Meine Freude war … naja, zunächst verhalten. Inhaltlich war das Geschenk auf jeden Fall toll, aber zeitlich passte es mir so gar nicht in den Kram: Ich bekam Theaterkarten für den nächsten Abend. Uff. Ich sah meine Erholung dahinschwinden. Gleichzeitig freute ich mich darauf. Ich war todmüde, wir hatten aber noch keine Lust ins Bett zu gehen. Nach dem Abendessen hockten wir uns vor den Fernseher, kramten die Playstation 2 raus und spielten Buzz! Junior: Monsterspaß. Dazu reichte die Energie gerade noch.
Am Samstagmorgen nach dem Frühstück packten wir ein weiteres meiner Geburtstagsgeschenke aus: Colt Express.
Nach gefühlten Stunden des Zusammenbaus starteten wir die erste Testrunde und waren schnell begeistert. Das Spiel ist nicht so wahnsinnig anspruchsvoll, aber es macht Spaß und ist sehr witzig. Wir haben mehrere Runden gespielt und es wurde nicht langweilig.
Nach dem Mittagessen war eigentlich Kaffee und Kuchen mit den Schwiegereltern angesagt. Ursprünglich hatte ich geplant, eine Sachertorte zu machen, aber nachdem Schwiegermutter freitags am Telephon sagte, dass sie einen Kuchen für mich hätte, verkniff ich mir das, um nicht aus allen Nähten zu platzen. Blöderweise ist Schwiegervater erkrankt, so dass das gemeinsame Kuchen Essen ausfallen musste. Später schickte er uns ein Bild von dem Kuchen, der uns entgangen war.
Nun saßen wir da ohne Geburtstagskuchen. Wenigstens hatte ich noch vier von den Muffins, die ich am Donnerstag für meine Arbeitskollegen gebacken hatte.
Abends schmissen wir uns in Schale und gingen ins Theater. Das Musical wird im Staatstheater Darmstadt aufgeführt. Da ist ein feiner Zwirn keineswegs übertrieben. Das Foyer des Theaters ist spuckhässlich. Und auch von außen ist der 70er-Jahre-Betonklotz zumindest tagsüber mehr als gewöhnungsbedürftig. Abends im Dunkeln hat man allerdings einen tollen Blick auf die gegenüberliegende Kuppelkirche.
Mittlerweile war die Stimmung auch echt gut und wir freuten uns auf das Stück.
Das Theater war ausverkauft, wir saßen in der dritten Reihe mit hervorragender Sicht auf die Bühne.
Die Umsetzung des Films als Musical war super und die Darsteller waren große Klasse! Am Ende der Veranstaltung gab es Standing Ovations. Das gleiche erlebte ich übrigens auch bei der Filmpremiere von Flashdance 1983.
Beim Musical in Darmstadt handelt es sich um eine Produktion von Die Theater Chemnitz. Die Hauptdarsteller waren überwiegend dieselben wie in dem Video. Ich weiß nicht, ob sie noch weiter durch Deutschland touren, aber ich kann jedem, der sich für das Genre und/oder den Film interessiert, nur empfehlen, sich das Musical anzuschauen. Es ist wirklich hervorragend gemacht.
Am Sonntagmorgen spielten wir noch ein paar Runden Colt Express, bevor das darkinchen zurück an den Niederrhein musste. Als sie weg war, packten der Lebensabschnittsgefährte und ich ein weiteres meiner Geschenke aus und spielten eine Runde Carcassonne - Star Wars Edition.
Die Heimfahrt des darkinchens verlief in gewohnter dark*-Manier: Der Zug von Mainz nach Köln hatte 50 Minuten Verspätung. Grund hierfür war einerseits eine Bombenentschärfung in Koblenz, weswegen dieser Halt zunächst ausfallen sollte und der ICE auf der “falschen Rheinseite” fuhr. Kurz vor Koblenz entschied sich die Bahn dann um und der Zug musste wieder die Rheinseite wechseln und nun doch in Koblenz halten. Bis hier betrug die Verspätung knapp 30 Minuten. Dann wurde es dramatisch. Aufgrund von Demonstrationen waren zeitweise die Hohenzollernbrücke in Köln sowie der Bahnhof Messe/Deutz gesperrt. An letzterem Bahnhof musste das darkinchen umsteigen, um dann mit dem RE über die Brücke zu fahren. In Messe/Deutz war - wie sie mir in einem Telephonat erzählte - jeder Bahnsteig voller Polizisten und teilweise konnte sie die Demonstranten sehen. Da bei den “Treffen” von Rechts- und Linksextremen gerne mal Fäuste, Steine und anderes Wurfmaterial fliegen, riet ich hier, sich möglichst unsichtbar zu machen und vor allem die neugierige Nase herauszuhalten und sich bloß nicht einzumischen. Ich hatte mal am 1. Mai in Berlin mitbekommen, wie diese Idioten-Spiele ablaufen, schönen Dank auch. Bis zum Umsteigen betrug die Verspätung etwas über 50 Minuten, so dass sie mit insgesamt einer Stunde Verspätung und schlechter Laune am frühen Abend endlich zuhause ankam.