Am Freitag nach der Physiotherapie wollten das Gammelfleisch und ich eigentlich noch shoppen gehen. Auf dem Weg ins Luisencenter machten wir Halt beim Orthopäden, um ein Rezept abzuholen. Das lief auch soweit unkompliziert, bis wir wieder fahren wollten, aufgrund des Rollstuhls mussten wir für die eine Etage den Fahrstuhl benutzen. Dieser fuhr auch brav nach unten, blieb im Erdgeschoss stehen und verabschiedete sich ins Wochenende.
Wir taten, was alle Menschen sinnloserweise tun, wenn ein eletronisches Gerät den Dienst versagt: Wir drückten mehrmals sämtliche vorhandenen Knöpfe. Der erhoffte Erfolg blieb natürlich aus, der Fahrstuhl blieb stehen, die Tür blieb zu, egal wie oft wir die Knöpfe drückten. Also betätigten wir die Notruftaste. Es knackste und rauschte und wir befanden uns in der Warteschleife der Servicezentrale der Aufzugfirma, wo uns eine Stimme von Band um Geduld bat. Nach einer gefühlten Ewigkeit knackste und rauschte es erneut, dann war endlich ein Mensch live zu hören. Wir beschrieben ihm unsere missliche Lage, er fragte, ob wir schon alle Knöpfe gedrückt hätten, und legte uns erneut in die Warteschleife, um uns kurz darauf mitzuteilen, dass der Monteur unterwegs sei, es allerdings eine halbe Stunde dauern würde, bis dieser vor Ort wäre. Der gute Mann klang etwas panisch und wir beruhigten ihn und versicherten ihm, dass alles in Ordnung sei und wir geduldig auf den Monteur warten würden.
Die Wartezeit wurde durch die unfreiwillig komischen Einlagen derer verkürzt, die den Aufzug nutzen wollten. Dank Rundumverglasung hatte die Situation etwas von Versteckte Kamera. Die meisten verhielten sich gleich: Sie kamen auf uns zu und guckten uns irritiert an. Dann drückten sie mehrmals den Knopf, mit dem man den Aufzug anfordert. Da nichts passierte, blickten sie wieder in den Aufzug und ich erklärte, er würde feststecken. Die meisten gingen dann missmutig die Treppe rauf, ohne sich weiter zu kümmern! Nur wenige fragten, ob wir denn Hilfe benötigen würden oder schon jemand unterwegs sei, die meisten ärgerten sich lieber darüber, dass sie laufen mussten.
Besonders bequem war meine Lage übrigens nicht, der Aufzug ist relativ eng. Während das Gammelfleisch Dank Rollstuhl ja immerhin einen Sitzplatz hatte, blieb mir gerade genug Platz zum Stehen. Umdrehen war schon schwierig. Außerdem hatte ich das Mittagessen ausfallen lassen und war dementsprechend hungrig. Dazu gesellte sich Durst.
Irgendwann kam die männliche Putzfrau und wollte sein Equipment haben, das mit uns im Aufzug stand. Ich erklärte ihm durch die geschlossene Glastür, dass der Aufzug steckt und Hilfe bereits angefordert sei, woraufhin er die Feuerwehr anrief. Na ganz toll, mitten auf dem Luisenplatz von der Feuerwehr aus einem Aufzug gerettet zu werden, war nicht ganz die Publicity, die ich mir für Freitagnachmittag gewünscht hatte.
Kurze Zeit später trat mein Freund auf den Plan und photographierte uns.
Die Feuerwehr kam übrigens nicht, sondern der Techniker der Firma Thyssen. Der verschaffte sich bei uns im Erdgeschoss einen Überblick und ging dann eine Etage höher. Dort setzte er den Aufzug in Betrieb und wir fuhren aufwärts - ungefähr ein halbes Stockwerk, dann blieb der Aufzug stehen und die Lichter gingen aus, der Puls stieg, Schweiß brach aus und die Atemfrequenz erhöhte sich. Wir waren nervös. Dann setzte er den Fahrstuhl erneut in Bewegung, diesmal abwärts bis ins Erdgeschoss. Dort blieb er stehen und die Tür öffnete sich. Nichts wie raus!