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Es heißt doch immer, die Jugend sei das Schönste vom Leben. Jetzt sag mir doch bitte mal einer, was daran schön sein soll, wenn man jeden Morgen um 6:30 Uhr aufstehen, sich in höchster Eile waschen und anziehen, das Frühstück runterwürgen und die Schultasche vollstopfen muss. Dann steht man zehn Minuten an der Bushaltestelle und friert sich die Zehen ab, weil der sadistische Schweinehund von Busfahrer sich mal wieder mordsmäßig viel Zeit lässt. Am S-Bahnhof angekommen ertönt die pseudoromantische Stimme eines Mitarbeiters, der die Leute in Panik versetzt, indem er ihnen damit droht, dass die S-Bahn mindestens zwanzig Minuten Verspätung hat. Inzwischen friert man sich Finger und Arsch ab. Kommt die S-Bahn endlich angegurkt, wird man von dem überaus freundlich blickenden Fahrer, der dreinschaut als hätte er letzte Nacht keinen hochgekriegt, eher dazu ermuntert, sich davor zu werfen statt einzusteigen.

Halbtot und zerquetscht wie eine Ölsardine steht man zwischen freundlichen Mitmenschen, die gucken als würden sie einen am liebsten erschießen. Die haben außerdem nichts Besseres zu tun, als sich mit Hilfe ihrer abgefressenen Fingernägel die Speisereste der letzten zwei Wochen aus den Zähnen zu puhlen, das Resultat anzusehen und genüßlich zu verspeisen. Mahlzeit. Andere bohren in der Nase, vielleicht in der Hoffnung auf Öl zu stoßen. Denn letzt habe ich einen gesehen, der hatte ungelogen 2/3 seines Fingers in der Nase! Die Sympathischsten sind mir aber immer noch die, die es sich auf anderer Leute Füße bequem machen. Das ist das seltene Glück, das auch mir beschert ist: große Füße (Gr. 41). Das sind die Füße, die am häufigsten bestiegen werden.

Das soll das Schönste vom Leben sein? Um Gottes Willen! Wie wird dann erst der Rest?! Dazu sage ich nur noch eines: Ich möchte ’nen Blechsarg haben, damit ich höre, wenn es regnet. Mein gesamtes Hab und Gut bekommt der Meistbietende, mit Ausnahme meines Aschenbechers, den kriegt die Moni.

Ausschnitt aus einem Tagebucheintrag vom 25. November 1983, an den ich heute wieder erinnert wurde, als ich bei JeaMuc diesen Eintrag las.

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