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Urlaub ohne Kaffee

 ·  ☕ 4 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Seit 2011 leide ich unter einem Reizdarmsyndron. Es passiert bei mir in Schüben, Stress ist oft, aber nicht immer ein Auslöser. Zwischen den Schüben kann ich alles in mich hineinstopfen, wonach es mich gelüstet. Ich habe keinerlei Lebensmittelunverträglichkeit. Und dann geht plötzlich gar nichts mehr …

Na ja, ganz so plötzlich passiert das nicht. Meist fängt es an mit schrecklichem Völlegefühl und Bauchgrummeln nach manchem Essen oder eben auch nach Kaffee. Es tut nur wenig weh, gerade stark genug, um es zu bemerken, aber noch nicht zu stark, um es nicht zu ignorieren zu können. Und weil ich meist genau das tue, nämlich ignorieren, steigern sich die Schmerzen und die Krämpfe, bis sie sich nicht mehr ignorieren lassen.

Das Fatale: Ich habe trotzdem noch Appetit auf alles, was mir nicht gut tut. Und so folgt eine Phase, in der ich etwas esse und anschließend mit Fencheltee, Buscopan, Paracetamol und warmen Körnerkissen meine Eingeweide besänftige. Das funktioniert auch eine Weile, bis die nächste Phase folgt: Magenschmerzen. Bisweilen werden sie begleitet von Gallenblasenschmerzen. Und direkt unterhalb vom Magen fühlt es sich an, als wäre ein Knoten im Darm. Mit diesen Schmerzen setzt mein Körper mich auf Diät. Sehr erfolgreich.

Der letzte Schub begann irgendwann Ende August oder Anfang September, genau kann ich es nicht mehr sagen. Jedenfalls war ich auf der Reise Anfang September nach Südhessen schon ziemlich daneben, habe auf Kaffee eher verzichtet und da der Lebensabschnittsgefährte ohnehin im Rahmen der Veranstaltung, an der er teilnehmen musste, versorgt wurde, gab ich mich mit Schonkost zufrieden.

Nach der Reise wurde es dann langsam wieder etwas besser. So sehr, dass ich mich bei der Oktoberreise in trügerischer Sicherheit wähnte und sowohl Reiseapotheke als auch Schonkostvorräte auf ein Minimum beschränkte - was ich bitter bereute. Wir waren nur wenige Tage unterwegs, als es so schlimm wurde, dass ich kaum noch etwas essen konnte. Die Reise wurde zur Qual.

Ein Paket Kamillentee kostet in Norwegen fast sechs Euro im Supermarkt, Zwieback gibt es dort gar nicht, jedenfalls habe ich nirgendwo welchen gefunden, also gab’s für mich Toast und Kakao. Und immerhin Haferflocken. Denn zu den wenigen Dingen, die mein Magen auch dann noch verträgt, wenn er schmerzhaft entzündet ist, gehört lauwarmer Kakao, Zwieback oder Toast und an etwas besseren Tagen ein dünnes Haferflockensüppchen.

Buscopan gibt es in Norwegen nur auf Rezept, aber leider war das in der Gegend, wo wir gerade unterwegs waren, überhaupt nicht zubekommen wegen Lieferschwierigkeiten. Also sparte ich mir den Gang zum Arzt. Funfact am Rande: Die bekommen das aus Deutschland geliefert. Und auch hier bei uns war Buscopan lange Zeit knapp.

Hier zuhause habe ich meine Kakao-und-Toast-Diät noch einige Zeit fortgesetzt. Als wir Anfang Dezember erneut in Hessen waren, konnte ich immer noch nicht mehr essen als eben das. Erst seit ungefähr einer Woche bin ich wiederhergestellt. Langsam habe ich die Nahrung von der spärlichen Diät über Schonkost auf normales Essen gesteigert und mittlerweile kann ich wieder alles in mich reinstopfen, wonach es mich gerade gelüstet.

ABER

Ich trinke immer noch keinen Kaffee. Ich habe vorgestern eine Tasse aus meinem Kaffeevollautomaten probiert und sie schmeckte scheusslich. Nach der Hälfte habe ich sie weggeschüttet. Heute habe ich noch einmal Kaffee aus der Espressokanne, die ich im Camper verwende, probiert. Igitt! Auch die habe ich weggeschüttet. Also entweder schmecken meine Kaffeebohnen mittlerweile nicht mehr oder ich kann keinen Kaffee mehr trinken.

Kaffee schmeckt mir nicht mehr!

Und so passiert übermorgen etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte: Ich fahre ohne Kaffee in den Urlaub! Ohne Kaffee!

Als Ersatz gibt es wahlweise Tee, Kakao, Caro-Kaffee oder Zaubertrank.

Caro-Kaffee mag ich sehr gerne. Vielleicht sollte ich mich da mal nach einer Nicht-Nestlé-Variante umsehen. Und den Zaubertrank, wie ich den löslichen 2in1-Kaffee nenne, den es in Portionsbeuteln von verschiedenen Herstellern gibt, mag ich nicht nur, sondern vertrage ich auch viel besser als richtigen Kaffee.

Tja, also ohne Kaffee in den Urlaub. Das muss ich erst einmal verkraften.

“Ich brauche einen Therapeuten”, sagte ich im Scherz zum Lebensabschnittsgefährten, verließ die Küche und ging ins Wohnzimmer zu meinem “Therapeuten”:

Teller mit Weihnachtsplätzchen

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dark*
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dark*
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