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Vakuum

 ·  ☕ 2 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Eigentlich wollte ich gestern von meiner Lebensmittelkrise (Dank an B. für die gelungene Übersetzung aus dem Englischen) berichten, aber leider ist der Text im Datennirvana verschwunden. Beim Versuch, meine eigenen Worte zu rekonstruieren, war plötzlich wieder eine andere Krise da, eine alte, bisher unveröffentlichte Geschichte wurde aufgeschrieben.

Blut, überall ist Blut. Die Möbel sind von Blut getränkt, von den Wänden läuft Blut herab, der Boden ist mit Blutlachen übersät. Ich liege inmitten des leeren Raumes auf dem kalten Steinboden wie festgeschweißt, aus meinen Armen läuft warm mein Blut, angenehme Wärme breitet sich im Körper aus. Wieder und wieder hebe ich den Kopf und knalle ihn mit voller Wucht auf den Steinboden, bis er endlich platzt und süße Stille mich umhüllt.

Ich wache auf, bin ein kleines Strichmännchen in einer Sprechblase, angefüllt mit Buchstaben außerhalb sprachlicher Ordnung, die kranke Gedanken zu Worten formen. Ich will sie nicht und versuche zu fliehen, renne im Kreis, doch die Buchstaben folgen mit in wechselnder Wortformation, die sich zu Satzeinheiten Bilden. Sie folgen mir überall hin, an Seidenfäden hängen sie an mir, lassen sich nicht abhängen. Sie werden immer mehr, aggressiver, zerstörerischer, stürzen auf mich ein. Sie wollen mich in den Wahnsinn treiben, erdrücken mich, nehmen mir die Luft zum Atmen. Sie drücken mich an die Wand und stechen auf mich ein.

Plötzlich reißt ein Loch in die Sprechblase. Alles wird herausgeschleudert, die Seidenfäden reißen ab. Die Sätze lösen sich in Worte auf, die Worte im gedanken- und gefühlsleeren Nichts in Buchstaben, die sich stetig von mir entfernen. Tumb schwebe ich durch die Leere ohne Anfang und ohne Ende, höre nichts außer dem nachlassenden Rauschen meines eigenen Blutes. Ich nehmen ein Dröhnen im Kopf wahr, aber ich spüre es nicht. Schwarzes Licht umfängt mich mit knisternder Stille.

Er ist nicht mehr weit, ich kann ihn spüren. Am Ende des Pfades steht er, kaum wahrnehmbar, breitet lautlos seine Arme aus, die mich umfangen, empfangen. Er verspricht mir Geborgenheit, Sehnsüchte zu stillen, Ruhe und Schutz. Ich lasse mich fallen und wir werden eins, ich und der Tod.

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