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Sonne, Mond und Sterne

 ·  ☕ 2 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*
Letzte Woche schien einige Naechte der Mond in mein Schlafzimmer, genau auf mein Bett. Angenehm. Ich mag die Nacht, funkelnde Sterne und den strahlenden Mond. Aber alles, was da am Himmel leuchtet und funkelt ist mir gleichsam suspekt.

Ich kenne keine Sternbilder. Doch wohl aus Buechern, ja, aber dort sind sie immer mit Linien gekennzeichnet. Am Himmel sind keine Linien, da herrscht ein fuer mich undurchschaubares Chaos aus glitzernden, funkelnden Lichtpunkten, irgendwo dazwischen ein fetter, weisser Klecks, mal nur als Sichel, unterschiedlich gross und staendig irgendwo anders zu finden, manchmal gar nicht. Das hat keine fuer mich erkennbare Ordnung. Wenn ich das Haus verlasse, steht jeder Baum am selben Fleck wie in der Woche zuvor, die Haeuser gehen auch nicht auf Wanderschaft und auch der U-Bahnhof ist fix positioniert. Aber die Lichter am Himmel sind immer woanders. Ich blick' da nicht durch.

Dennoch mag ich die Nacht, das Glitzern und Funkeln, das Licht des Mondes.

Allein das Mondlicht liess er sich gefallen. Das Mondlicht kannte keine Farben und zeichnete nur schwach die Konturen des Gelaendes. Es ueberzog das Land mit schmutzigem Grau und erdrosselte fuer eine Nacht lang das Leben. Diese wie in Blei gegossene Welt, in der sich nichts regte als der Wind, der manchmal wie ein Schatten ueber die grauen Waelder fiel, und in der nichts lebte als die Duefte der nackten Erde, war die einzige Welt, die er gelten liess, denn sie aehnelte der Welt in seiner Seele.

Aus: Patrick Süskind - Das Parfüm
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