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Fuhrpark verkleinert

 ·  ☕ 4 Minuten zum Lesen  ·  ✍ dark*

Als ich 2012 nach Darmstadt zog, brauchte ich ein neues Fahrrad, da mein altes wenige Wochen zuvor von einem UnfallflĂŒchtigen vor dem BĂŒro geschrottet worden war. Gabel und noch einiges mehr verzogen. Der Drahtesel fuhr zwar noch, war aber unter Sicherheitsaspekten eine Katastrophe und wirtschaftlicher Totalschaden. Vielen Dank an den unmĂŒndigen Fahrer, der sich aus dem Staub gemacht hat. Möge der Totalschaden mit dir sein! Wie dem auch sei, ich brauchte ein neues, hatte umzugsbedingt wenig Geld und beschaffte mir einen gutaussehenden fahrbaren Untersatz bei real,-.

Fahrrad_2012

Mit diesem hĂŒbschen Teil fuhr ich 2,5 Jahre lang durch Darmstadt, was nicht ganz leicht ist, da es hier so hĂŒgelig ist. Egal, wohin man fĂ€hrt, man muss immer bergauf. Mit einem 7-Gang-Fahrrad kein einfaches unterfangen. Als das Radeln mehr wurde, beschloss ich, dass ein geeigneterer Drahtesel her muss. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch vom bescheidenen Krankengeld lebte und meine berufliche Zukunft ungewiss war, musste wieder ein preisgĂŒnstiges Modell her, das ich ebenfalls im Supermarkt kaufte.

Fahrrad_2015

Mit dem Teil war ich immerhin in Ostfriesland, an der Eder, am Rhein, an der Kinzig und ĂŒberhaupt und generell viel unterwegs. So dass ich in diesem Jahr beschloss, dass nun ein gescheiter Drahtesel her muss. Zumal der Rahmen des aktuellen GefĂ€hrts eigentlich viel zu klein fĂŒr mich ist. Ich ging Probefahren und bestellte das Objekt der Begierde in der Wunschfarbe. Da der lokale HĂ€ndler vor Ort mehrere Wochen Lieferzeit ankĂŒndigte und das Rad erst nach unserer geplanten Nordsee-Tour zur VerfĂŒgung stellen konnte, machte ich einen HĂ€ndler in Frankfurt ausfindig, der mein Fahrrad in der Wunschfarbe und -grĂ¶ĂŸe vorrĂ€tig hatte und zudem auch noch kostenlos zu uns nach Hause lieferte. Hier macht es seine ersten Steh-Versuche bei uns im Hof:

Fahrrad_2016

Mittlerweile ist es etwas aufgepimpt mit stabilerem SeitenstÀnder, Flaschenhalterung, Lenkertaschenhalterung und einer Lampe mit USB-Anschluss (man gönnt sich ja sonst nix). Wir waren schon zusammen an der Nordsee in Schleswig-Holstein, haben die nÀhere Umgebung erfahren und reisen demnÀchst gemeinsam in die Niederlande. Wir verstehen uns gut und diese Zweiradbeziehung wird definitiv lÀnger halten als die vorherige. Da bin ich sicher.

Ungelöst war bisher das Problem der Ex-FahrrĂ€der, die im Keller ihr lichtloses Dasein fristeten. Bei jeder Neuanschaffung beschloss ich, das VorgĂ€nger-Modell zu verkaufen. Aber wie es dann so ist: Aus den Augen, aus dem Sinn - oder auch: Mach ich “demnĂ€chst”. Vor ein paar Tagen sprach uns die Vermieterin darauf an, was denn mit den FahrrĂ€dern geschehen sollte, es wĂ€re ja doch etwas eng im Fahrradkeller, wenn da alleine von uns vier FahrrĂ€der stehen, womit sie zweifelsfrei Recht hat. Ich erklĂ€rte ihr, dass die eigentlich zum Verkauf stehen, ich sie “nur noch” ein wenig sauber machen und photographieren muss. Wir nahmen uns das fest fĂŒr das vergangene Wochenende vor und schritten auch tatsĂ€chlich am Sonntagvormittag zur Tat.

Der LebensabschnittsgefĂ€hrte schleppte die Teile aus dem Keller ans Licht, ich bewaffnete mich mit Putzeimer und Lappen, gemeinsam machten wir uns ans Werk: Reifen aufpumpen, Bremsen und Schaltung ĂŒberprĂŒfen, Staub und Spinnweben entfernen. Die Vermieterin hatte bereits am Freitag den LebensabschnittsgefĂ€hrten im Treppenhaus abgefangen und ihm mitgeteilt, dass sie Interessenten dafĂŒr hĂ€tte, außerdem hĂ€tte einer der Leute aus dem Restaurant unten Interesse angemeldet, wieviel wir denn dafĂŒr wĂŒrden haben wollen. Am Sonntag nannten wir ihr unseren Preis, was sie sofort weitergab.

Der erste Italiener kam aus dem Restaurant, schlich wortlos um uns und die FahrrĂ€der herum und guckte sich das alles an. Dann ging er wieder. Kurz darauf kam er wieder. Der zweite Italiener gesellte sich hinzu und sie guckten gemeinsam. Italiener Nr. 2 fand mein Fahrrad Nr. 2 schon letztes Jahr schön, als ich es mir kaufte. Wieviel wir denn fĂŒr beide zusammen haben wollten, fragte er. Ich nannte meinen Preis und fĂŒgte noch an, dass wenn er beide nĂ€hme, ich ihm 50 Euro nachlassen wĂŒrde. Der erste Italiener protestierte, er habe ja zuerst Interesse bekundet. Ich meinte, sie sollen es unter sich ausmachen und putze weiter. Die Italiener verschwanden in den Hof, wo sie lauthals diskutierten. Leider habe ich kein Wort verstanden. Kurz darauf kam Italiener Nr. 2 mit dem geforderten Geld und legte noch eine Tasse Cappuccino fĂŒr mich und eine Cola fĂŒr den LebensabschnittsgefĂ€hrten drauf. Die FahrrĂ€der waren noch verkauft, bevor ich fertig war mit putzen. So mag ich das. ;)

Teile auf

dark*
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dark*
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