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Chemotherapie Part Seven

 ·  ☕ 3 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Nach meinem dritten Mal Taxotere und damit der vorletzten Chemotherapie ging es mir so übel, dass ich fast nur im Bett lag, zwischendurch pilgerte ich mal für kurze Zeit an den Schreibtisch, um schon bald wieder zum Bett zurück zu wanken.

Dabei ist wanken wörtlich zu nehmen. Meine Füße schmerzen, sowohl die Fußsohlen, besonders aber die Zehen. Die großen Zehen fühlen sich an beiden Füßen so an, als hätte jemand mit einem Hammer drauf gehauen und würde permanent jemand an den Nägeln ziehen, was sehr unangenehm ist. Durch die schmerzenden und empfindlichen Fußsohlen sind Gang und Stand sehr unsicher. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nicht einmal bis zur letzten Chemotherapie, die diese Woche am Dienstag stattfand, hat sich das geändert.

Ansonsten hat mein Körper auch dieses Mal wieder das volle Programm durchgezogen: Verdauungsprobleme mit Blutfluss, blutige Schleimhäute überall, Nasenbluten beim Essen, blutiger Stuhlgang usw. Sodbrennen und Übelkeit wollten mich auch nicht verlassen. Ich war schlapp und schwach, die meiste Zeit war mir schwindelig, wenn ich aufstand. Mittlerweile habe ich auch fast keine Augenbrauen mehr und auch mein Wimpern sind dünn und kurz geworden. Die nachwachsenden Fusseln auf dem Kopf sind weiß. Grausam!

Ich weiß nicht, wie ich oft ich abends heulend mit dem Gefühl, es nicht mehr auszuhalten, im Bett liege. Ich ertrage einfach keine Schmerzen mehr. Nach nunmehr sechs Monaten ist es wahrlich genug. Und dann bin ich doch immer wieder überrascht, wie plötzlich der Körper sich von den Strapazen wieder halbwegs erholt. Um sich richtig zu erholen hat er ja leider keine Gelegenheit, weil dann sofort die nächste Giftkeule kommt.

Ganz urplötzlich ging es mir knapp eine Woche vor dem Chemo-Termin wieder besser, zumindest gut genug, um meinem Haushalt, der zwischendurch völlig den Halt verloren hatte, wieder etwas davon wiederzugeben. Um an verschiedenen Stellen mal ein Lebenszeichen von mir zu geben. Um die so dringend erforderlichen Arzttermine für diverse Kontrollen zu vereinbaren und auch wahrzunehmen. Um überhaupt mal wieder aus unseren vier Wänden rauszukommen. Wobei sich der Drang danach sowieso eher in Grenzen hält.

Heute war wieder Arzttag. Ich musste zur Blutabnahme und Ultraschall-Kontrolle zu meinem Onkologen. Wie schon seit Anfang Juli ist kein Tumor im Sono darstellbar. Wir besprachen das weitere Vorgehen: Erneute Mammographie, Blutabnahme am 10. November und wenn meine Blutwerte in Ordnung sind, ist die Operation am 14. November.

Ich ging sofort zur Radiologiepraxis, um einen Termin zu vereinbaren. Da die Mitarbeiterin, die die Mammographie macht, gerade keine Patientin hatte, wurde ich gefragt, ob ich nicht sofort bleiben und den Termin wahrnehmen will. Ich hatte Zeit, also warum nicht. Dann muss ich mich nicht nächste Woche schon wieder aufraffen. Zumal es nächste Woche voll sein könnte, denn dann sind hier die Herbstferien vorbei und alle Patienten und Ärzte wieder da.

Auch in der Mammographie ist kein Tumor zu sehen, lediglich der Tumormarker, der mir vor Beginn der Chemotherapie gesetzt wurde, um die Position des Tumors auch bei völligem Verschwinden noch ausmachen zu können, ist deutlich zu sehen. Auch die Radiologin ist begeistert von dem Ergebnis und bestätigt mir, dass dies nicht allzu häufig vorkommt.

Alle freuen sich über dieses Ergebnis. Bei mir dauert es noch, die Freude kommt erst so langsam auf. Noch habe ich das Gefühl, einen unglaublich hohen Preis dafür bezahlt zu haben. Ich hoffe, das relativiert sich noch. Aber im Moment bin ich auch noch beherrscht von der Angst vor den Nebenwirkungen der letzten Chemotherapie. Meistens ging es am Wochenende los mit dem Elend. Immerhin blieb beim letzten Mal die allergische Reaktion aus. Hoffentlich tut sie dies diesmal auch.

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