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Zwischenbilanz

 ·  ☕ 4 Minuten zum Lesen  ·  ✍️ dark*

Heute auf den Tag genau nehme ich Champix seit sechs Wochen. Heute vor fünf Wochen habe ich meine letzte Zigarette geraucht und hatte bisher keinen einzigen Rückfall oder Ausrutscher. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Ich kann es selbst immer noch nicht glauben! Ziemlich exakt ist es nun 29 Jahre her, dass ich mit dem Rauchen angefangen habe. Zwar kann ich mich nicht mehr an das Datum erinnern, aber ich weiß noch in welchem Schuljahr und dass es Frühjahr war. 1981/1982 während meines wenig ruhmreichen Gastspiels auf dem Theresien-Gymnasium in München. Mich hat niemand dazu überredet und ich war auch nicht uncool, weil ich nicht geraucht habe. Angefangen habe ich damals nur, weil ich wissen wollte, was die anderen so toll daran finden. Irgendwann klaute ich meiner Mutter eine Zigarette und verließ die Wohnung. Wir wohnten damals auf der Säbener Straße in München, unweit vom Wettersteinplatz entfernt. Ich ging zu Fuß die Grünwalder Straße runter. Auf Höhe des Stadions von 1860 München zündete ich die Zigarette an. Etwas ungeschickt natürlich, es war ja das erste Mal. Und das Einatmen des Rauches fiel auch nicht leicht. Mir wurde schwindelig und übel, trotzdem habe ich von dem Tag an regelmäßig geraucht.

Aber genug in die Vergangenheit abgeschweift. Schließlich wollte ich die letzten sechs Wochen und die Veränderungen bilanzieren und nicht mein ganzes so called life. ;-)

Die Welt ist ekelhaft und stinkt. Diese Erkenntnis ist nicht allzu neu, wird mir aber in letzter Zeit immer wieder deutlich unter die Nase gehalten - im wahrsten Sinne des Wortes. Es riecht total widerlich in Krefelds Straßen, nach Unrat, Urin, Schmutz und Hundekot. Menschen stinken fürchterlich. Wie gesagt, das ist nicht allzu neu, aber für meine Nichtrauchernase absolut unerträglich. Eigentlich war mein Geruchssinn als Raucher schon gut, jetzt ist er halt extrem gut, was allerdings nicht ausschließlich positiv ist – weder in einer Stadt noch in der Nähe von Menschen. (Die meisten stinken!)

Auch finde ich den Geruch, den Raucher an sich haben, noch unangenehmer als vorher. Schon als Raucher hat mich der Gestank von abgestandenem Rauch gestört, seit ich damit begann, auf dem Balkon zu rauchen, noch mehr. Wie man als Nichtraucher einen Raucher küssen kann, ist mir völlig schleierhaft. Ich könnte mich dazu jedenfalls nicht überwinden. Dabei werde ich sicher kein militanter Nichtraucher. Der Geruch, wenn jemand neben mir eine raucht, stört mich nicht so sehr, auch reizt er mich nicht, gleiches zu tun.

Der Chemiegeruch ist auch hartnäckig, aber ich denke, den werde ich wohl erst los, wenn ich die Tabletten abgesetzt habe.

Der Geschmack hat sich ebenfalls total verändert. Ich mag jetzt Lebensmittel, die ich früher bestenfalls aus Höflichkeit und dann auch eher naserümpfend gegessen habe. Ich weiß, dass ich das bereits erwähnte, aber es ändert sich halt immer noch weiter und ich finde es nach wie vor faszinierend.

Überhaupt haben sich die Gewohnheiten auch sehr verändert. Kaffee schmeckt immer noch nicht. Statt morgens nach dem Wachwerden sofort aus dem Bett zu springen, mir einen Kaffee zu machen und eine Zigarette zu rauchen, bleibe ich lieber noch eine Weile liegen. Wegen der Übelkeit durch die Tabletteneinnahme habe ich mir angewöhnt, zunächst eine halbe Scheibe trockenes Toastbrot zu essen, ein Glas Wasser zu trinken (Einen extrem trockenen Mund habe ich insbesondere morgens immer noch.), die Tablette zu nehmen und dann noch mal ein bis zwei Stunden zu schlafen. Wenn ich dann wach werde, stehe ich auf und gehe sofort duschen, machen mir mein Frühstück und fahre ins Büro, wo ich den ersten Kaffee des Tages trinke. Ein Ablauf, der noch vor einigen Wochen völlig undenkbar war.

Ein Problem ist immer noch meine Haut. Solange ich mein Gesicht täglich mit der Cortisonsalbe einschmiere, ist die Haut glatt. Sobald ich die Salbe weglasse, wird sie fleckig und schuppig. Vielleicht spreche ich den Arzt doch mal darauf an, auch wenn in der Packungsbeilage steht, dass man den Arzt erst aufsuchen muss, wenn die Haut sich abschält. ;-)

Tja, insgesamt geht es mir – vor allem körperlich – gut. Ich bekomme besser Luft und bin fitter. Die Träume sind immer noch sehr intensiv. Ich bedaure es, sie nicht von Anfang an notiert zu haben.

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